Amputierte ukrainische Soldaten kicken sich zurück ins Leben - Ein Stück Normalität auf dem Fußballplatz

Wie erklärt man einem jungen Soldaten, dass sein Leben weiter geht, obwohl er gerade einen Arm oder ein Bein verloren hat? Pater Mykhailo Chaban versucht, eine sportliche Antwort auf diese Frage zu geben: mit Fußball.

Von Raphael Schlimbach KNA


Bild-Quelle: index.php (5472×3648) (donboscomission.de)

Denys hat im Krieg Russlands gegen die Ukraine ein Bein verloren. Bei der Verteidigung von Mariupol wurde der ukrainische Soldat schwer verwundet und geriet in russische Gefangenschaft. Wieder in Freiheit schickte man ihn in ein Rehazentrum in der Westukraine. Dort sollen Kriegsversehrte wie der 38-Jährige lernen, trotz Traumata und Amputationen wieder ins Leben zufinden. Aber wie erklärt man einem jungen Mann, der einen Arm oder einen Fuß verloren hat, dass die Welt sich auch in Zukunft weiterdrehen wird?

Der Salesianer-Pater Mykhailo Chaban gibt eine mögliche Antwort auf diese schwierige Frage: mit Fußball. Sport als Weg zurück ins Leben, ein Stück Normalität bei einem alltäglichen Hobby- so der Plan des ukrainischen Provinzials des katholischen Ordens. In Lwiw hat Pater Mykhailo im Jahr 2023 mit dem Team Pokrova das erste Amputierten-Fußballteam der Ukraine gegründet. Die meisten unserer Sportler haben Fußball schon vor dem Krieg geliebt. Natürlich gibt es ein Vor und ein Nach der Amputation, aber durch den Sport ist der Einschnitt im Leben weniger hart , erklärt der Pater bei einem Besuch in Bonn. Eigentlich liege der Fokus der Salesianer nicht auf inklusivem Sport. Aber bei der Vielzahl an Kriegsversehrten gebe es einen höheren Bedarf als früher. Die Idee kam Pater Mykhailo auf einem Jugend Fußballturnier in der Schweiz, wie er berichtet. Mit vertreten waren auch inklusive Mannschaften, etwa ein Amputierten Team des französischen Erstligisten Olympique Marseille. Der Gedanke, ein solches Team in der Heimat zu gründen, ließ den Pater nicht mehr los. Mit Experten, etwa dem ukrainischen Trainer der polnischen Nationalmannschaft, plante er das Projekt. Heute trainieren bei Pokrova etwa 25 amputierte Sportler, 80 Prozent von ihnen Soldaten. Der Weg zum eigenen Team sei nicht immer leicht gewesen: Keiner hatte Erfahrung damit. Und keiner kannte uns. Wir mussten den Spielern erstmal erklären, dass es uns überhaupt gibt. Also leisteten der Pater und der Trainer gezielt Überzeugungsarbeit in den Rehazentren. So sei das Projekt gewachsen, auch weil einige Spieler mit in die Krankenhäuser fahren und persönlich zeigen, was mit Amputationen möglich ist. Laut Pater Mykhailo ist das gar nicht wenig. Das Team spiele etwa in einer polnischen Internet Mitteilung des Salesianer-Ordens zu dem Fußball-Projekt Meisterschaft für Amp-Fußball , in der die Ukrainer gegen acht Mannschaften aus Polen antreten.


P. Mykhailo Chaban SDB mit Spielern des Teams,
Quelle: Presse - Don Bosco Mission Bonn

Sein Traum ist eine eigene ukrainische Liga, mit Teams aus dem ganzen Land. Zudem hofft er auf ein großes Rehazentrum mit Fußballabteilung, psychologischer Betreuung und Gästezimmern für die Familien der Spieler. Denn auch wenn es um Spaß und Sport geht, am Ende ist eine Amputation eine Belastungsprobe für die Soldaten und ihr Umfeld.

Die Spieler sind in zwei Problemlagen. Einmal die Amputation, auf die sie sich einstellen müssen. Das zweite sind die Erlebnisse, die sie im Krieg gemacht haben, sagt Pater Mykhailo. Daher sei bei den meisten Trainingseinheiten ein Salesianer dabei, für psychologische und spirituelle Fragen. Der Geistliche zeigt sich überzeugt, Pokrova hilft: Der Sport motiviert die Spieler. Weil sie Spaß haben, merkt man, dass sie viel schneller wieder fit werden. Außerdem spielen sie in einer Gruppe und sehen, es gibt noch andere in ihrer Lage. Die Spieler merkten, dass sie trotz Einschränkungen sogar noch sportlichen Träumen nachgehen könnten.

 

Ministerin: Wo der Westen sich zurückzieht, geht Russland rein

Bei der Entwicklungszusammenarbeit geht es auch um geostrategische Interessen, sagt Ministerin Svenja Schulze. Sie warnt deshalb vor weiteren Sparmaßnahmen.

KNA

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) warnt vor neuerlichen Einsparungen bei der Entwicklungszusammenarbeit. In einer Weltlage, in der wir dringend auf mehr Zusammenarbeit angewiesen sind, brauchen wir mehr und nicht weniger Geld für Entwicklungszusammenarbeit , sagte die Ministerin und: Unser jahrzehntelanges solidarisches Auf treten und das Engagement in der Völkergemeinschaft haben unser Land stark gemacht. Wer das nicht sehe, laufe Gefahr, Deutschlands Ansehen- und auch unseren Wohlstand- zu verspielen.


Als Beispiel nannte Schulze die Geostrategie Russlands, in afrikanischen Ländern die Botschaft zu verbreiten: Der Westen engagiert sich nicht mehr für euch. Wo sich Deutschland zurückziehe, nehme Moskau den Platz ein; etwa zuletzt im Putsch-Land Burkina Faso. In der Sahel-Region gebe es viele Rohstoffe wie Gold, Uran und Phosphat. Zudem sei die Region ein Drehkreuz für Migration nach Nordafrika und Europa. Ein Land wie Burkina Faso aus Mangel an Alternativen weiter in die Arme Russlands zu treiben, wäre grundfalsch, mahnte die Ministerin.

Schulze kritisierte Fake News über falsche Summen und Projekte, die gezielt in Umlauf gebracht würden, um die Entwicklungszusammenarbeit in Verruf zu bringen- so etwa die AfD-Erzählung, wonach Deutschland kein Geld mehr hat und sich aus der internationalen Zusammenarbeit zurückziehen soll . Dagegen helfe, seriös aufzuklären und die Interessen hinter derartigen Kampagnen zu benennen. Mit militärisch oder autokratisch regierten Ländern zusammenzuarbeiten, bezeichnete Schulze als eine Gratwanderung. In Ländern wie Burkina Faso versuche man derzeit, nicht mehr mit der politischen Führung, sondern mit Behörden, lokalen Akteuren und Nichtregierungsorganisationen z sammenzuarbeiten. Es sei leicht, die Kooperation mit solchen Ländern zu diskreditieren. Aber, so die SPD-Politikerin: Wir dürfen in diesen Ländern nicht ein oder zwei Generationen ganz aufgeben.

 

Jüsten: Ruanda ist als Land für Asylverfahren ungeeignet


Debatte über Drittstaaten-Modell nach Asylgipfel neu entfacht Ruanda als mögliches Land, in dem Asylverfahren stattfinden? Für den Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, ist das keine Option.

Von Birgit Wilke (KNA)

Nach der Ministerpräsidentenkonferenz ist die Debatte über mögliche sichere Drittstaaten für Asylverfahren neu entfacht. Immer wieder wird als ein mögliches Land Ruanda genannt, zuletzt vom CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin erklärt der Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, warum er dieses Land für nicht geeignet hält und warum auch andere Länder wie Albanien für ihn nicht in Betracht kommen.

KNA: Herr Prälat Jüsten, in ihrem Grundsatzprogramm spricht die CDU davon, dass sie das Konzept der sicheren Drittstaaten realisieren will. Jeder, der in Europa Asyl beantragt, soll demnach in einen sicheren Drittstaat überführt werden und dort ein Verfahren durchlaufen. Der CSU Bundestagsabgeordnete Alexander Dobrindt hat nun vor wenigen Tagen erneut Ruanda als möglichen Ort für solche Verfahren vorgeschlagen. Was halten Sie davon?

Jüsten: Das ist keine gute Idee. Ruanda ist als Land hoch problematisch: Wir wissen, dass die Menschenrechtssituation in dem Land sehr schwierig ist, die ökonomischen Bedingungen sind ebenfalls alles andere als einfach. Es gibt dort zudem eine hohe Zahl an Binnenmigranten. Und schon die Tatsache, dass mit Ruanda ein Land zur Debatte steht, das nach wie vor in gewaltsame Konflikte mit seinen Nachbarn verstrickt ist, spricht dafür, dass es für solche Verfahren per se völlig ungeeignet ist. Daneben gibt es grundsätzliche rechtliche Probleme. Menschen, die eigentlich in Europa Asyl wollten, in ein Land zu überführen, mit dem sie nichts verbindet, und in das sie nie wollten, widerspricht europa- und menschenrechtlichen Verpflichtungen.

KNA: Ein anderes Land, das im Fokus steht, ist Albanien. Italien möchte alle Schutzsuchenden, die von staatlichen Schiffen aus Seenot gerettet wurden, dorthin bringen. Wie beurteilen Sie das?

Jüsten: Auch das kann aus meiner Sicht keine Lösung sein. In Albanien ist die Situation anders: Im Prinzip soll ein europäisches Asylverfahren außerhalb Europas geführt werden, das ist natürlich rechtlich hochproblematisch. Innenpolitisch ist es in Albanien ebenfalls umstritten, dass dort Asyl verfahren stattfinden sollen.

KNA: Was könnten denn Wege sein, die Integrationsfähigkeit Deutschlands nicht zu überfordern und zugleich den Menschen, die Schutz suchen, gerecht zu werden?

Jüsten: Zunächst muss man mehr Anstrengungen unternehmen, um Menschen in ihren Herkunftsländern bessere Chancen zu ermöglichen. Und dann müsste die EU endlich zu einer gerechten Verteilung von geflüchteten Menschen kommen. Das wird auch das neue Gemeinsame europäische Asylsystem nicht gewährleisten. In Deutschland müssten wir sicher die Verfahren ändern und den Menschen, die zu uns kommen, schneller ermöglichen, erwerbstätig zu sein und die deutsche Sprache zu er lernen. Denn der Unmut vieler gründet sich ja darauf, dass viele Asylbewerber erst mal im Sozialsystem festhängen. Die meisten Flüchtlinge, die kommen, wollen aber arbeiten. Meines Erachtens wäre es wichtiger den Spracherwerb und die Qualifikation für den deutschen Arbeitsmarkt von Beginn an gezielt zu fördern. Jetzt an Stellschrauben zu drehen und Hemmnisse für geflüchtete Menschen aufzubauen, damit sie nicht nach Deutschland kommen, bringt nichts. Das haben viele Studien gezeigt. Die Menschen kommen nicht nach Deutschland, um hier möglichst viele Sozialleistungen zu erhalten.

 

EVP-Chef Weber für europäischen Katholikentag in Passau


Der niederbayerische Spitzenpolitiker Manfred Weber will Christentreffen mehr Internationalität verpassen. Einen idealen Ort dafür hat er auch schon im Visier.

KNA

Der Chef der EVP im EU-Parlament, Manfred Weber, hat für einen europäischen Katholikentag in Passau geworben. Wir brauchen den Dialog und ein europäisches Bekenntnis der Kirchen, sagte der CSU-Politiker am Wochenende bei der Frühjahrsvollversammlung des Passauer Diözesanrats der Katholiken in Niederalteich.

Ein europäischer Katholikentag wäre ein starkes Zeichen, erklärte Weber und fügte die rhetorische Frage hinzu: Und welcher Ort wäre dafür besser geeignet als Passau? Er werde eine solche Veranstaltung persönlich unterstützen, möglicherweise könne sie finanziell von der EU gefördert werden.

Weber macht sich bereits seit mehr als sieben Jahren für einen grenzüberschreitenden Katholikentag stark. Seit En de 2018 ist auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit den Plänen befasst. Vor dem Ausbruch der Corona Pandemie hieß es, bis 2026 solle ein solches gemeinsames Treffen der Katholiken in Europa organisiert werden. Parallel dazu wurde das Vorhaben eines europäischen ökumenischen Kirchentreffens verfolgt.

Entwicklungshelfer warnen vor weiteren Etatkürzungen Wer bei der Entwicklungshilfe spart, riskiere Sicherheit und Stabilität, mahnt die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Zudem profitiere die deutsche Wirtschaft von guter Entwicklungszusammenarbeit. Berlin (KNA) Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat vor möglichen weiteren Einwicklungshilfe-Einsparungen bei der aktuell laufenden Haushaltsaufstellung für das kommende Jahr gewarnt. Entwicklungszusammenarbeit ist im Interesse Deutschlands. Sie bekämpft Fluchtursachen, fördert Sicherheit und Stabilität, öffnet der deutschen Wirtschaft Möglichkeiten in neuen Märkten, sagte GIZ-Vorstandssprecher Thorsten Schäfer Gümbel dem Berliner Tagesspiegel. Das, was da draußen passiert, hat etwas mit uns zu tun. Wir haben maximales Interesse daran, dass internationale Beziehungen funktionieren. Das gilt doppelt für ein Land, in dem jeder zweite Euro am Export hängt. Zudem habe die Weltbank kürzlich errechnet, dass jeder Euro, der für nach haltige Entwicklung in Partnerländern investiert werde, den Steuerzahlern später vier Euro für humanitäre Nothilfe spare, so Schäfer-Gümbel. Die GIZ ist ein Bundesunternehmen und maßgeblich von Aufträgen der Bundesregierung und des Entwicklungsministeriums abhängig.

 

Historikerin beleuchtet die Entwicklung der US-Republikaner

Im November wählen die US-Amerikaner einen neuen Präsidenten. Für die Republikaner wird wohl wieder Trump ins Rennen gehen. Warum der Populist weiterhin den Rückhalt der Partei hat, versucht ein neues Buch zu ergründen.

Von Johannes Senk (KNA)


Brandmauern sind ein derzeit gern gewähltes politisches Bild. Eine Brandmauer hat die CDU nach eigener Aussage zur AfD errichtet. Damit soll sichergestellt werden, dass nichts weiter in Richtung der Partei geht - und vor allem nichts von dort in die CDU kommen kann. Doch wo es Brandmauern gibt, wird es auch Brandstifter geben, die versuchen, diese einzureißen. Während die CDU in Deutschland ihre Brandmauer weiter zu verteidigen sucht, ist sie bei der Republikanischen Partei in den USA längst gefallen. Mit Ex-Präsident Donald Trump werden die Republikaner bei der Wahl im Winter wohl wieder dem Populismus in ihren Reihen Tür und Tor öffnen. Sind extremistische Positionen erst mit dem Aufstieg Trumps in der Partei hoffähig geworden?

Die Historikerin Annika Brockschmidt sieht das anders. In ihrem neuen Buch mit dem Titel „Die Brandstifter. Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen“ zeichnet sie ein Bild der jüngeren Vergangenheit der Grand Old Party (GOP). Darin zeigt sich, dass der Konservativismus in den USA von Beginn an extreme Strömungen in seinen Reihen nicht nur toleriert, sondern bis zu einem gewissen Grad auch für Netzwerke genutzt hat. Brockschmidt skizziert detailliert den rechtsextremistischen Einfluss auf die Republikaner, die sie in ihrer aktuellen Form charakterisiert als politische Heimat von Konservativen, Ultrakonservativen und Rechtsextremen. Diesen hätten jahrzehntelang geistige Brandstifter den Weg bereitet, resümiert die Autorin. Ihre Analyse beginnt in einem konservativen bis fundamentalistischen katholischen Umfeld in den 1950er und 60er Jahren, vertreten etwa durch die John Birch Society. Deren rassistisch und antisemitisch geprägte Grundsätze lassen sich nach Ansicht der Historikerin mehr oder weniger stringent und stets mit Sympathisanten in höchsten Parteikreisen wie auch am Obersten Gerichtshof bis in die Jetztzeit nachverfolgen. Zwar zeigt Brockschmidts Quellenstudium auf, dass es auch innerhalb der Partei durchaus Unterschiede und Vorbehalte gab. Teile des gemäßigten bis konservativen Establishments lehnten die Rechtsaußenableger nicht selten ab, suchten eine gewisse inhaltliche Distanz zu den Verschwörungstheoretikern. Wenn es ihren Zwecken oder ihrem Machterhalt diente, waren sie Brockschmidt zufolge aber bereit, auch die krudesten Verschwörungstheoretiker zu akzeptieren. Zumal sie - letztendlich fälschlicherweise - davon ausgingen, die radikalen Elemente in den eigenen Reihen kontrollieren und für sich politisch nutzen zu können.


Was extremistische Kräfte von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bis zum Kapitolsturm in Washington am 6. Januar 2021 eint, sind laut Brockschmidt Rassismus (White Supremacy), Rechtsextremismus und unbedingter Verschwörungsglaube. Die Autorin beleuchtet anschaulich das Auf und Ab des Einflusses dieser Randpositionen auf die Parteilinie, bis er letztlich in Trumpschen Regelverstößen in die Maßlosigkeit stieg.

Das Buch greift für seine Thesen auf eine reiche Quellenlage und zahlreiche einordnende Expertenstimmen aus den USA zurück. Für das Verständnis, warum sich Trump aktuell bei den republikanischen Vorwahlen wohl wieder durchsetzen und damit im November als offizieller Präsidentschaftskandidat antreten wird, liefert Brockschmidts Buch zahlreiche nachvollziehbare, oftmals auch ernüchternde Erklärungen.

Brockschmidt ist Historikerin und Journalistin, sie schreibt unter anderen für die Zeit und den Tagesspiegel vornehmlich über Themen rund um die US-Politik. Aber sie ist auch Anwältin in eigener Sache und vor allem auf der Plattform X als Kommentatorin aktiv. Regelmäßig teilt sie Inhalte und äußert sich zum Abtreibungsrecht und zu Rechten queerer Menschen. Ihr Engagement in diesem Bereich machte sie schon mehrfach zur Zielscheibe für Beleidigungen und Hassnachrichten. Das Buch und die Person der Autorin lassen sich deswegen kaum voneinander abgrenzen. Das wird unter anderem deutlich, wenn sie einige der Akteure mit persönlichen Noten bedenkt. So wird aus dem Antikommunisten und Mitbegründer der Birch-Society, Revilo Pendleton Oliver, ein unangenehmer Mensch; aus Donald Trump eine Karikatur eines gealterten Wrestlers, der auf Wolf of Wall Street trit. Dies tut dem Ernst der Publikation allerdings keinen Abbruch.

 

UN-Statistik: 2023 war tödlichstes Jahr für Migranten weltweit

Über 8.500 Menschen fanden auf der Suche nach einem besseren Leben den Tod, viele von ihnen auf dem Weg nach Europa. Die Internationale Organisation für Migration fordert sicherere Einwanderungswege.

KNA


Mindestens 8.565 Menschen haben laut UN Angaben im vergangenen Jahr auf Migrationsrouten weltweit ihr Leben verloren, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Damit sei 2023 das tödlichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch in Genf mit. Die Daten, die vom Missing Migrants Project ermittelt wurden, überträfen das bisherige Rekordjahr 2016, als 8.084 Menschen gestorben seien.

Hunderttausende machten sich jedes Jahr auf riskante Wege, weil sichere und reguläre Migrationswege fehlten. Das Mittelmeer bleibt laut IOM nach wie vor die tödlichste Region für Migranten. Bei Überfahrten vergangenes Jahr starben dort mindestens 3.129 Menschen oder gingen verschollen.

In der regionalen Betrachtung wurden mit 1.866 Todesfällen in Afrika und 2.138 in Asien Höchststände verzeichnet. Als besonders gefährlich in Afrika erwiesen sich Wege durch die Wüste Sahara und der Seeweg zu den Kanarischen Inseln. In Asien starben Hunderte von Afghanen und Rohingya-Flüchtlingen. Seit der Gründung 2014 dokumentierte das Missing Migrants Project den Tod von fast 63.900 Migranten. Die Hälfte von ihnen starb durch Ertrinken.

 

Evangelischer Bischof: Friedensethik muss sich weiterentwickeln

Der Krieg in der Ukraine hat in der katholischen wie der evangelischen Kirche eine Debatte um Friedensethik entfacht. Sind Waffenlieferungen erlaubt? Hat radikaler Pazifismus ausgedient?


KNA

Der württembergische Landesbischof Ernst Wilhelm Gohl hat die evangelische Kirche aufgerufen, ihre ethischen Positionen zu Krieg und Frieden weiterzuentwickeln. Der Beginn des Ukraine-Krieges vor zwei Jahren hat uns auf brutale Weise bewusst gemacht, dass sich friedensethische Positionen immer wieder neu den gegenwärtigen Bedrohungen durch Krieg und Gewalt stellen müssen, sagte Gohl bei einer Tagung in Bad Boll.

Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei eine Zeitenwende verbunden gewesen. Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass im Jahr 2022 ein souveräner Staat in Europa angegriffen wird, sagte Gohl. Die Frage der Rechtmäßigkeit von Waffenlieferungen beschäftige weiterhin viele Christen. Er habe sich 2022 für die Lieferung von Waffen an die Ukraine als Ultima Ratio (letztes Mittel) christlichen Handelns ausgesprochen, wohl wissend, dass er damit eine theologische Position einnehme, die mit einem unbedingten Pazifismus nicht vereinbar ist. Mit Waffen könne jedoch eine das Recht erhaltende oder auch das Recht wiederherstellende Gewalt verbunden sein.

Die Ermordung Alexej Nawalnys zeigt einmal mehr, wie berechtigt das Anliegen ist, sich gegen die menschenverachten de Gewalt des Putin-Regimes mit diesen Möglichkeiten zu verteidigen, sagte Gohl. Die Debatte um Krieg und Frieden sei keine rein politische, sondern auch eine ethische und theologische Frage, betonte der 60-jährige Landesbischof. Es gebe zwar keinen Automatismus, politische Fragen theologisch entscheiden zu können. Umgekehrt müsse sich jede Theologie aber fragen lassen, ob sie eine Bedeutung für die Gegenwart habe, wenn sie sich aus politischen Fragen heraushalte.

Die Debatte der vergangenen zwei Jahre habe gezeigt, dass wir als Kirche eine neue Position erarbeiten müssen, um den friedensethischen Grundanliegen, die wir teilen, weiter gerecht werden zu können. Dazu gehöre es auch, präventiver Friedensarbeit größeres Gewicht zu verleihen. „Ich bin überzeugt, dass wir da als Kirchen noch mehr tun können und tun müssen“, sagte Gohl.

 

Steinmeier und Scholz kommen zum Katholikentag in Erfurt

Kriege, Klimawandel, gesellschaftliche Entwicklungen, Krisen in Politik und Kirche- all das wird beim Katholikentag Ende Mai diskutiert. Auch Bundespräsident und Kanzler sind dabei.

Von Karin Wollschläger (KNA)


Das Programm für den Deutschen Katholikentag vom 29. Mai bis zum 2. Juni in Erfurt steht. Mit rund 500 Veranstaltungen ist es deutlich kompakter als in den Vorjahren. Demokratie und Vielfalt zögen sich dabei als Profilthema wie ein roter Faden durch, hieß es bei der Vorstellung in Erfurt.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird zur Eröffnung auf dem Domplatz erwartet, mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist ein Podium zum Thema „Gemeinschaft stärken- Gesellschaft gestalten“ geplant. Zu der fünftägigen Großveranstaltung unter dem Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ erwarten die Veranstalter rund 20.000 Teilnehmende in der Thüringer Landeshauptstadt. Dabei gehe es auch darum, Haltung zu zeigen, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. „Unsere Haltung heißt: Frieden braucht mehr als Abwesenheit von Krieg. Frieden braucht Menschen, die sich täglich darum bemühen, dass Gewalt, Ausgrenzung, Hass und Hetze keinen Platz haben in der Welt.“

Der Katholikentag frage aber auch, was darüber hin aus für Frieden notwendig ist, etwa eine intakte Natur, weniger Armut, Geschlechtergerechtigkeit und mehr Teilhabe. Der Bischof des gastgebenden Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, erklärte, dass es auch Christen gebe, die AfD Positionen teilten: Ich hoffe aber, dass beim Katholikentag deutlich wird: Es geht nicht um einzelne Positionen dieser Partei, sondern um die Infragestellung des demokratischen Systems. Er hoffe auch, dass ein Zeichen für eine gute Debattenkultur vermittelt werden könne. Die deutschen Bischöfe wie das ZdK hatten erklärt, dass die AfD für Christen nicht wählbar sei. Zum Katholikentag sind Vertreter der Partei erneut nicht zu Podien eingeladen. Der AfD-Landesverband mit seinem Chef Björn Höcke wird vom Thüringer Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.

Über 80 Veranstaltungen haben einen ausgewiesenen ostdeutschen Bezug. Im Vorfeld hatte es Querelen gegeben, ob die Ost-Perspektive ausreichend berücksichtigt werde. Geplant sind unter anderem Podien zum Thema „Wie tickt der Westen, wie tickt der Osten?“, zur Friedlichen Revolution 1989 und zum Alltag von Christen in der SED-Diktatur. Nach Leipzig 2016 ist das alle zwei Jahre statt findende Großereignis erstmals wieder in Ostdeutschland zu Gast. Angesichts tiefgreifender Veränderungen und Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft sieht ZdK Generalsekretär Marc Frings den Katholikentag in Ostdeutschland genau am richtigen Platz: Nicht in der Komfortzone des Katholizismus feiern und diskutieren wir, sondern in der katholischen Peripherie- gleichsam das topographische Zentrum Europas .

Eine Woche nach dem Katholikentag findet am 9. Juni die Europawahl statt. Auch mit Blick darauf ist ein Thementag „Zukunft braucht Europa“ geplant. Darüber hinaus soll es wieder ein umfangreiches Kulturprogramm mit rund 150 Veranstaltungen geben.

Weitere Informationen und Kartenbestellung: https://www.katholikentag.de/startseite

 

Fastenzeit nutzen: Handeln für eine bessere Welt! Papstbotschaft zur Fastenzeit

Der Mensch habe ein unerklärliches Heimweh nach der Sklaverei , schreibt Papst Franziskus in seiner diesjährigen Fastenbotschaft. Gegen den Mangel an Hoffnung ruft er zur Freiheit und zum Handeln auf.

KNA


Papst Franziskus ruft die Menschen in der bevorstehenden Fastenzeit zur Freiheit und zum Handeln für eine bessere Welt auf.

Auch heute stehe der Mensch unter der Herrschaft des Pharao, schreibt der Papst in seiner am Donnerstag veröffentlichten Fastenbotschaft. Er bezieht sich dabei auf die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei, wie sie im Alten Testament beschrieben wird.

Den Bogen zu heute schlagend schreibt der Papst: Es handelt sich um eine Herrschaft, die uns erschöpft und gefühllos werden lässt. Es handelt sich um ein Wachstumsmodell, das uns spaltet und uns die Zukunft raubt. Es verunreinigt die Erde, die Luft und das Wasser, aber auch die Seelen werden dadurch kontaminiert.

Immer noch gebe es ein unerklärliches Heimweh nach der Sklaverei. Es ist wie ein Angezogen sein von der Sicherheit des bereits Gesehenen, zu Lasten der Freiheit. Heute bestehe ein Mangel an Hoffnung und ein Hemmnis der Träume, stellt Franziskus fest. Zwar sei ein wissenschaftlicher, technischer, kultureller und rechtlicher Stand erreicht, der allen Menschen ihre Würde garantieren könnte. Dennoch tappe die Menschheit weiter im Dunkel der Ungleichheiten und Konflikte.

Der Papst ruft schließlich zum Handeln auf. Kleine und große Entscheidungen gegen den Strom könnten den Alltag der Menschen und das Leben von Stadtteilen verändern, schreibt er.

Die Einkaufsgewohnheiten, die Sorge für die Schöpfung, die Einbeziehung derjenigen, die nicht gesehen oder verachtet werden, nennt er beispielhaft. In der Fastenzeit heiße handeln aber auch innehalten. Raus mit den Götzen, die uns beschweren, weg mit den Abhängigkeiten, die uns gefangen halten, forderte Franziskus. Dann wird das verkümmerte und vereinsamte Herz wieder erwachen.

Die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern beginnt für die katholische Kirche am Aschermittwoch; er fällt in diesem Jahr auf den 14. Februar.

Link zur Fastenbotschaft: Messaggio del Santo Padre Francesco per la Quaresima 2024 (vatican.va)

 

GKS 
Kardinal Zuppi: Kirche muss ihre Rolle neu finden Rom

KNA

Der italienische Kardinal Matteo Zuppi sieht die katholische Kirche im 21. Jahrhundert vor neuen Herausforderungen. In einem langen Interview mit der katholischen Intellektuellen-Zeitschrift La Civilta Cattolica (erste Februar-Ausgabe) wandte sich der Vorsitzende der größten Bischofskonferenz in Europa gegen einen Rückzug der Kirche in eine Wagenburg-Mentalität. Zugleich warnte er davor, die christliche Botschaft in ein bloßes Wohlfühlangebot zur persönlichen Selbstverwirklichung zu verwässern.

Zuppi, der in italienischen Medien als Kandidat für die Nachfolge von Papst Franziskus gehandelt wird, ging auch auf die rückläufigen Zahlen in Gottesdiensten und bei neuen Priestern ein. Er erklärte, als Reaktion darauf, neigten manche in der Kirche dazu, der Kirche einen Rückzug ins Kloster zu empfehlen und ihre Wahrheit bloß zu verteidigen. Dieses Sich-Verschließen sei aber eine Position der Schwäche. Vielmehr müsse die Kirche die Wahrheit des Evangeliums lebendig werden lassen und mit anderen teilen. Gleichzeitig warnte Zuppi vor der Gefahr, alles zu verwässern und aus dem Evangelium eine entfernte, religiöse Inspiration zu machen, die nichts fordert, die nicht stören und stattdessen nur das Wohlbefinden garantieren darf.

Der Kirche gelinge es derzeit kaum, den Sinn ihrer Morallehre zu vermitteln. In einem allgemeinen Klima des Individualismus gelte sie als unattraktiv. Zuppi räumte ein, dass der Aufruf von Papst Franziskus, die Kirche für alle, alle, alle zu öffnen, bei manchen Priestern Besorgnis auslöse. Er betonte, diese Vision bedeute keineswegs eine Rechtfertigung dafür, alles nach eigenem Gutdünken zu machen. Es gehe Franziskus nicht um ein Verstecken der Wahrheit, sondern darum, die Menschen und ihre Probleme ernst zu nehmen. Für alle offen zu sein bedeute nicht, die Kirche zu einem Hotel machen; sie solle vielmehr für alle ein Zuhause werden. Wenn alle in der Kirche ein Zuhause finden, dann werden sie auch die Regeln in diesem Haus verstehen oder neu entdecken, so der Erzbischof von Bologna.

 

Bischofskonferenzen: Kirche muss sich gesellschaftlich einsetzen

(KNA)

Gerade mit Blick auf die anstehende Europawahl soll sich die katholische Kirche aus Sicht mehrerer europäischer Bischofskonferenz-Vertreter weiter in gesellschaftspolitische Debatten einbringen. Das Erbe der Gründungsväter der EU und das christliche Menschenbild seien entscheidende Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in Europa, erklärten die Bischöfe laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag nach einem gemeinsamen Treffen in Limburg. Anwesend bei dem Treffen waren Bischofskonferenz Vorsitzende, Vize-Vorsitzende sowie Generalsekretäre aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz sowie der Bischof von Antwerpen in Belgien, Johan Bonny, und der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich.

Ein Treffen von deutscher, französischer und schweizerischer Bischofskonferenz gibt es den Angaben zufolge schon seit Jahren jeweils zu Jahresbeginn. Aufgrund der Erfahrung der kontinentalen Versammlung im Vorfeld der Weltbischofssynode sei es diesmal um Luxemburg, Österreich und Belgien erweitert worden. Das nächste Treffen ist für Januar 2025 in Paris geplant. Im Zentrum des Treffens standen laut Mitteilung der Austausch über den weltweiten synodalen Prozess und die Weiterarbeit mit dem Dokument der Bischofssynode vom Oktober 2023.

Der Generalrelator der Weltsynode, Kardinal Hollerich, habe die Bischofskonferenz-Vertreter ermutigt, sich aktiv in den Prozess einzubringen und aus den Erfahrungen regionaler synodaler Prozesse in der Weltkirche zu berichten.

Die Bischöfe berieten demnach auch über den Stand der Aufarbeitung und der Prävention von sexuellem Missbrauch in den Kirchen der jeweiligen Länder. Es habe Einigkeit dar über bestanden, dass die Erfahrungen auf diesem Gebiet stärker im internationalen Kontext ausgetauscht werden müssten

 

Politologe: Europa muss sich in neuer Weltordnung behaupten

Nicht mehr nur ein Hüter, sondern verschiedene Großakteure: Für den Politologen Herfried Münkler sieht so die künftige Weltordnung aus. Grund zur Zuversicht gibt es für ihn trotz der vielen Krisen.
KNA


Quelle: Pixabay

Nach Ansicht des Berliner Politologen Herfried Münkler lösen sich die Strukturen der aktuellen Weltordnung auf. Das sagte er am Montagabend beim Neujahrsempfang des Bistums Würzburg. Politiker, die glaubten, dass die alte Weltordnung demnächst wieder herstellbar sei, lägen falsch. Diese Ordnung habe auf gemeinsamen Werten basiert. Man habe auf wirtschaftliche statt auf militärische Macht gesetzt und versucht, Konflikte in der internationalen Politik zu lösen. Den USA sei dabei eine Art Hüterrolle zugekommen, die sie aber spätestens mit dem Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan abgelegt hätten. Ich glaube, zu unseren Lebzeiten werden wir keine Ordnung mehr finden und in keiner mehr leben, die einen solchen Hüter hat , so der emeritierte Professor für Politikwissenschaft. Solch eine Rolle wolle niemand mehr einnehmen. Das zeige sich auch im Umgang der Welt mit dem russischen Internet Aufzeichnung des Würzburger Diözesanempfangs 2024 Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das ist nicht eine Delle in dieser Ordnung, sondern es ist deren Ende, sagte Münkler. Vielmehr bilde sich aktuell eine Ordnung heraus, die keinen einheitlichen globalen Wertehorizont habe, so der Experte. In ihr träten verschiedene Großakteure auf, es sei aber offen, wer sich durchsetzen werde. Europa müsse schauen, wie es sich trotz seiner verschiedenen Abhängigkeiten in dieser neuen Lage behaupten könne, um nicht zur Provinz zu werden. Zuversicht sei trotz der komplizierten Gemengelage möglich, für diese Perspektive müsse man aber arbeiten. Der Würzburger Bischof Franz Jung ergänzte, dass die EU ihre Verantwortung wahrnehmen müsse, wenn sie in der Welt weiterhin ernstgenommen werden wolle. Zum Diözesanempfang 2024 waren am Montagabend mehrere Hundert Gäste aus Politik, Kirche und Kultur im Zentralen Hörsaal geladen.

 

Pizzaballa: Nahost-Krieg Wendepunkt im Dialog der Religionen Rom(KNA)


Das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sieht im aktuellen Nahost Krieg auch einen Wendepunkt für den interreligiösen Dialog. Dieser werde zwischen Christen, Muslimen und Juden nicht mehr derselbe sein, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem am Montag in einer Universität in Rom. Die jüdische Welt habe sich von den Christen nicht unterstützt gefühlt. Die Christen wiederum seien unfähig gewesen, ein gemeinsames Wort zu finden- waren entweder geteilter Meinung über die Unterstützung der einen oder der anderen Seite oder unsicher und desorientiert . Die Muslime hätte sich angegriffen und als Komplizen der Massaker vom 7. Oktober gefühlt. Nach Jahren des interreligiösen Dialogs haben wir festgestellt, dass wir einander nicht verstehen, fasste Pizzaballa zusammen. Für ihn sei dies ein großer Schmerz, aber auch eine große Lektion, so der Kardinal weiter. Nun müsse dieser Dialog zwischen den Religionen einen wichtigen Schritt machen. Denn er könne nicht mehr nur ein Dialog zwischen Vertretern der westlichen Kultur sein, sondern müsse die verschiedenen Sensibilitäten, die kulturellen und lokalen Ansätze berücksichtigen. Dies sei viel schwieriger, aber müsse aus Liebe getan werden, forderte Pizzaballa. Denn trotz unserer Unterschiede lieben wir einander, und wir wollen, dass dieses Gute nicht nur im Leben des Einzelnen, sondern auch in unseren jeweiligen Gemeinschaften konkreten Ausdruck findet , so der Kardinal. In seiner Rede vor Studierenden rief er in Anbetracht des Krieges zudem zur verbalen Abrüstung auf. Statt eines Krieges der Sprache, bräuchte es Worte der Ermutigung und der Hoffnung. Es sei notwendig, sich einen Sinn für Menschlichkeit in der eigenen Sprache zu bewahren: im Privaten, in der Öffentlichkeit und in Sozialen Medien. Man müsse den Mut haben, zu sprechen, so Pizzaballa. Dabei müsse man sich aber immer des großen Gewichts von Worten bewusst sein; sie könnten das Denken positiv wie negativ lenken.

 

Katholische Landwirte fordern langfristige Perspektive

Für die katholischen Landwirte sind die geplanten Kürzungen nur ein zusätzlicher Grund für das Höfesterben. Die Probleme in der Landwirtschaft sind für sie aber tiefgreifender und erfordern echte Lösungen.

Von Niklas Hesselmann KNA


Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) sorgt sich um die Zukunft landwirtschaftlicher Betriebe und fordert eine langfristige Perspektive. Niemand in der Landwirtschaft möchte von Subventionen abhängig sein, sagte die KLJB-Bundesvorsitzende Sarah Schulte-Döinghaus am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die finanziellen Anforderungen an die Landwirte, ökologisch, nachhaltig und tierwohlorientiert zu arbeiten, seien so groß, dass viele Betriebe rote Zahlen schrieben. Der Wegfall der Agrardieselsubventionen sei da nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe. Gerade im Bereich der Tierhaltung sind so viele junge Menschen, die keine Perspektive sehen, sagte Schulte Döinghaus. Kleine Betriebe hielten dem Kostendruck nicht stand und so fielen vor allem familiengeführte Höfe weg. Auch im Hinblick auf die Einsparung von Emissionen sieht Schulte-Döinghaus den Wegfall der Subventionen kritisch. Es gebe wenig bis keine Alternativen für die Landmaschinen. Es würden also keine Treibhausgase reduziert, wenn Landwirte mehr Geld für den benötigten Diesel ausgäben.

Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) sieht für die aktuelle Situation der Landwirte eine kurzfristige und eine langfristige Lösung. Ziel der aktuellen Proteste seien der Dialog und das Ernstnehmen der Bedürfnisse in der Landwirtschaft , sagte die KLB-Bundesgeschäftsführerin Bettina Locklair der KNA. Der Gesprächsbedarf sei aktuell so groß, dass die geplanten Kürzungen der Agrardieselsubventionen gestoppt werden müssten. Dann erst könne die Bundesregierung mit den Landwirten darüber sprechen, welchen Anteil auch sie an den Einsparungen im Bundeshaushalt leisten könnten. Für Locklair ist in erster Linie nicht der Wegfall von Subventionen das Problem, sondern die mangelnde Kommunikation seitens der Politik. Langfristig sieht sie wie Schulte-Döinghaus und Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) Politik, Verbraucher und Landwirte in der Pflicht, aber auch einen Lebensmitteleinzelhandel, der seine Marktmacht nicht ausnutzt.

Verbraucher müssten nicht nur vollmundig von Tierwohl und Nachhaltigkeit reden, sondern es auch umsetzen. Özdemir hatte zuvor von einer großen Unzufriedenheit der Landbevölkerung gesprochen. Die Menschen auf dem Land haben das Gefühl, abgehängt zu sein. Sie sorgen sich, dass sie in einer zunehmend von Städtern dominierten Politik unter die Räder kommen, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Im Bundestag seien zu wenige Abgeordnete, die den ländlichen Raum im Blick haben, sagte auch Locklair. Irritiert zeigte sich Locklair über die Kritik an den Protesten: Was sollen die Bauern denn machen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen? Angemeldete Demonstrationen auf den Straßen halte sie für angemessen und nicht radikal.

 

News der Katholischen Nachrichten-Agentur

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