Wehrbeauftragte: Form von Pflicht bei geplantem Wehrdienst
Komplett auf Freiwilligkeit wird wohl nicht gesetzt werden können beim geplanten Wehrdienst, sagt die scheidende Wehrbeauftragte Högl. Und erklärt, warum das so ist, und wie die Lage der Frauen in der Truppe aussieht.
19.05.2025 Berlin (KNA)
Der geplante Wehrdienst in Deutschland wird nach Worten der scheidenden Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (SPD), nicht ohne eine Form von Pflicht auskommen. Es sei gut, dass die Bundesregierung nicht die alte und seit 2011 ausgesetzte Wehrpflicht wieder einsetzen wolle, sagte Högl dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das hätte unsere Bundeswehr überfordert. Einen ganzen Jahrgang junger Männer einzuziehen, könnte sie gegenwärtig nicht leisten. Es fehlt an Ausrüstung, Unterkünften und Ausbildern. Wenn der Aufwuchs mit Freiwilligkeit gelingt, das wäre gut. Wenn es nicht reiche, brauche es eine Pflicht. Gegenwärtig könne nicht mit mehr als 5.000 Soldatinnen und Soldaten begonnen werden“, erklärte Högl.
Aber 5.000 können nur ein erster Schritt sein. Die Zahl muss weiter aufgestockt werden. Die offizielle Zielmarke seien 203.000 aktive Soldatinnen und Soldaten bis 2031, plus Reserve. Seit Jahren haben wir rund 180.000 Soldatinnen und Soldaten, und der Aufwuchs gelingt bisher nicht. Personal zu gewinnen und Personal zu binden, ist derzeit die größte Aufgabe für die Bundeswehr.
Högl sieht großen Handlungsbedarf hinsichtlich von Frauen in der Bundeswehr- und beklagt auch sexuelle Übergriffe in der Truppe. „Es fehlt noch immer an passenden Uniformen für Soldatinnen und an ausreichend sanitären Einrichtungen. Und leider gibt es auch sexuelle Übergriffe in der Bundeswehr. Wir haben jetzt seit über 20 Jahren Frauen in allen Teilen der Bundeswehr. Doch die Bundeswehr verfehlt das im Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz festgelegte Ziel von 20 Prozent Frauen in den Streitkräften.“ Der Anteil liege seit Jahren bei 13 Prozent, und auch das nur, wenn die rund 50 Prozent Frauenanteil im Sanitätsdienst mitgerechnet werden. Auch gebe es zu wenige Frauen in Führungspositionen, sagte Högl. „Der Frauenanteil muss dringend aufwachsen. Deswegen hoffe ich, dass Frauen bei der Personalwerbung gezielt angesprochen werden.“
Hilfsorganisation: Krieg richtet sich immer mehr gegen Zivilisten
In 74 Ländern sind im Jahr 2024 Zivilisten Opfer von Explosivwaffen geworden. Besonders zugenommen haben Angriffe auf Schulen, Krankenhäuser und Hilfskonvois. In einigen Regionen ist die Lage besonders ernst.
21.05.2025 München (KNA)
Weltweit ist die Zahl ziviler Kriegsopfer 2024 stark gestiegen. Das geht aus einem neuen Bericht der Organisation International Network on Explosive Weapons hervor, wie dessen Mitherausgeber Handicap International in München mitteilte.
Konfliktparteien hielten sich nicht an Verträge und Grundsätze, sondern griffen wahllos an, sagte die Leiterin der Politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, Eva Maria Fischer. Zivilisten würden sogar zunehmend direkt ins Visier genommen. In einigen Fällen zielten Belagerungen nicht mehr nur darauf ab, Schlachten zu gewinnen, sondern die Bevölkerung zu terrorisieren, zu verletzen und zu töten. So hätten Explosivwaffen 2024 in 74 Ländern Menschen getötet, verletzt oder zivile Infrastruktur beschädigt, heißt es. Betroffen sei vor allem die Zivilbevölkerung in den Palästinensischen Gebieten, aber auch im Libanon, in Myanmar, im Sudan, Syrien und der Ukraine.
Explosivwaffen ist ein Sammelbegriff für verschiedene Munitionsarten wie Fliegerbomben, Granaten, Raketen und Sprengfallen. Im Gesundheitswesen sei ein Anstieg der Angriffe um 64 Prozent zu verzeichnen (1.857 Vorfälle); Bildungseinrichtungen seien mehr als doppelt so oft betroffen wie zuvor (861 Vorfälle). Angriffe auf humanitäre Hilfsmaßnahmen seien mit 1.631 Fällen fast fünfmal so oft vorgekommen wie noch 2023.
Kolumbien will im Vatikan über Frieden mit Guerilla verhandeln
Bei seinem Treffen mit Papst Leo XIV. machte der kolumbianische Präsident dem neuen Kirchenoberhaupt einen Vorschlag, um den ins Stocken geratenen Gesprächen mit den ELN-Rebellen wieder neuen Schwung zu verleihen.
20.05.2025, Bogota (KNA)
Wegen der jüngsten Gewaltausbrüche in der Unruheregion Catatumbo liegen die Friedensgespräche der kolumbianischen Regierung mit der marxistischen ELN Guerilla seit Mitte Januar auf Eis. Nun könnte Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen kommen. „Ich habe mit dem Papst darüber gesprochen, wie der Vatikan Schauplatz für neue Friedensgespräche sein könnte“, sagte der kolumbianische Präsident Gustavo Petro nach einem Treffen mit Leo XIV. im Vatikan.
Rechtsexpertin Tania Luna von der Universität Javeriana sagte der Zeitung El Tiempo, der Vatikan habe nicht nur die Legitimität, sondern auch die logistischen Möglichkeiten und die symbolische Kraft, eine Schlüsselrolle bei einer eventuellen Vermittlung zu spielen. Der Vatikan verfüge über eines der größten diplomatischen Netzwerke der Welt, mit der moralischen Autorität und der Fähigkeit, Millionen von Gläubigen zu mobilisieren. Darüber hinaus habe der Vatikan bereits in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Staaten gespielt, insbesondere im Hinblick auf die Menschenrechte.
Die Schlüsselfrage ist jedoch nicht, ob er dies tun kann, sondern was vermittelt werden soll und auf welcher Grundlage, sagte Luna.
Die Kolumbianische Bischofskonferenz hatte sich jüngst zu den Kämpfen in der Unruheprovinz Catatumbo geäußert: Gewalt erzeugt mehr Gewalt, verursacht irreparable mensch iche Verluste, sät mehr Hass, Spaltung und Armut. Zugleich boten sich die Bischöfe auch als Vermittler an: Wir bekräftigen unsere Bemühungen, mit den Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, um das soziale Gefüge wiederherzustellen und Versöhnungs- und Friedensinitiativen zu fördern.
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat seine Präsidentschaft unter das Motto „Paz total“ (Kompletter Frieden) gestellt und Verhandlungen mit allen bewaffneten Akteuren aufgenommen. Doch ausgehandelte Waffenstillstände werden immer wieder gebrochen. Guerillabanden nutzen die Zurückhaltung des Militärs, um ihre lokale Machtposition in den Territorien auszubauen.
Im vergangenen Jahr stieg die Kokainproduktion in Kolumbien stark an. Aufgrund der jüngsten Gewaltausbrüche liegen die Friedensgespräche mit der ELN auf Eis. Die FARC-Dissidenten, abtrünnige Kämpfer der 2016 befriedeten FARC-Guerilla, fühlten sich ohnehin nicht an den vom damaligen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos ausgehandelte Friedensabkommen gebunden.

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Papst ruft Kirchen und Religionen zum Einsatz für Frieden auf
Bei der Einführungsmesse von Leo XIV. waren auch Hunderte Vertreter christlicher Kirchen sowie anderer Religionen auf den Petersplatz gekommen. Der Papst holt auf ihre Unterstützung für seine neue Aufgabe.
20.05.2025, Vatikanstadt (KNA)
Papst Leo XIV. hat Kirchen und Religionen zum gemeinsamen Einsatz für Frieden aufgerufen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir, wenn wir uns einig sind und frei von ideologischen und politischen Zwängen, wirksam 'Nein' zum Krieg und 'Ja' zum Frieden, 'Nein' zum Wettrüsten und 'Ja' zur Abrüstung, 'Nein' zu einer Wirtschaft, die die Völker und die Erde verarmt, und 'Ja' zur ganzheitlichen Entwicklung sagen können“, sagte er am Montag im Vatikan.
In einer von Gewalt und Konflikten gezeichneten Welt leistet jede der hier vertretenen Gemeinschaften ihren eigenen Beitrag an Weisheit, Mitgefühl und Engagement für das Wohl der Menschheit und den Schutz unseres gemeinsamen Zuhauses. Der Papst äußerte sich bei einer Audienz für Vertreter christlicher Kirchen, kirchlicher Gemeinschaften sowie anderer Religionen. „Das Zeugnis unserer Geschwisterlichkeit, das wir hoffentlich mit wirkungsvollen Gesten zum Ausdruck bringen können, wird sicherlich zum Aufbau einer friedlicheren Welt beitragen, wie es sich alle Männer und Frauen guten Willens von Herzen wünschen“. Er dankte ihnen für die Teilnahme an seiner Amtseinführung am Sonntag. „Ihre Anwesenheit und Ihre Gebete sind mir ein großer Trost und eine große Ermutigung“.
Insbesondere betonte der Papst seine brüderliche Zuneigung zu Vertretern der Ostkirche, allen voran dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. Ihn hatte Leo XIV. am Montag zudem in Privataudienz empfangen.
Entwicklungsministerin will Kürzungen im Etat verhindern
Weniger Geld für Entwicklungshilfe- das steht sogar im Koalitionsvertrag. Trotzdem warnt die Ressortministerin vor Ein schnitten. Die Hilfsgelder aus Deutschland seien wichtiger denn je.
20.05.2025, Berlin (KNA)
Trotz gegenteiliger Vereinbarungen der schwarz-roten Koalition will sich Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) gegen Kürzungen in ihrem Etat wehren. „Ich will den Haushaltsberatungen nicht vor greifen. Aber sie können sicher sein: Ich werde für den Etat meines Ressorts kämpfen“, sagte die Ministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Noch nie sei die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung so wichtig gewesen wie heute. Besonders die nationalistischen Tendenzen entscheidender Partner, wie der Rückzug der USA, treffen die Entwicklungspolitik auf das Härteste. Damit steigen die Herausforderungen: Mehr Armut, mehr Hunger, Epidemien, mehr Flüchtlinge, mahnte sie. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) fordert von allen Ressorts Einsparungen. Kürzungen bei der Entwicklungshilfe sind im Koalitionsvertrag fest vereinbart. Alabali-Radovan bestätigt, dass es bei den Koalitionsverhandlungen um den Fort bestand des Entwicklungsministeriums gegangen war. Lars Klingbeil und die SPD haben in den Koalitionsverhandlungen hart gekämpft für den Erhalt des Ministeriums und die Entwicklungspolitik, betonte sie.
Ex-Kanzlerin Merkel: Werden dem Klimawandel bis heute nicht gerecht
Angela Merkel blickt selbstkritisch auf ihre Klimapolitik zurück- und fragt auf dem Kirchentag in Hannover: Tun wir genug für unser Überleben? Zweifel bleiben, ebenso ihr Appell zum Mut.
Von Hannah Schmitz (KNA) 02.05.2025
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel beschäftigt nach eigenem Bekunden bis heute die Frage, ob sie in ihrer Amtszeit genug für den Klimaschutz getan hat. Tatsache bleibe, dass die Welt trotz aller Mühen dieser Menschheitsaufgabe bis heute nicht gerecht werde. Die Frage, ob wir genug tun, bleibt leider unbeantwortet , sag te sie am Donnerstag auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover.
Die frühere Kanzlerin und Tochter eines evangelischen Pfarrers war dort zur Bibelarbeit eingeladen. Die CDU Politikerin berichtete davon, wie ihr Vertrauen in Gott und Menschen in politischen Krisen geholfen habe. Zu wissen, dass Situationen nicht ausweglos sind, habe ihr Kraft gegeben.
Mit Blick auf den Klimawandel bleibe die Frage, ob die Menschheit genug tue, um Entscheidungen für das eigene Überleben rechtzeitig zu treffen. Sind wir dazu willens und in der Lage? fragte Merkel. Bis jetzt sei der Beweis dafür noch nicht erbracht, das laste schwer auf ihr. Es bedarf noch größeren Mutes, noch mehr Stärke, noch mehr Beherztheit von jedem von uns, um wirklich der Bewahrung der Schöpfung und des Überlebens der Menschheit gerecht zu werden.
Die frühere Kanzlerin appellierte vor einem applaudieren den Publikum, jeden Tag weiter das scheinbar Unmögliche weiterzubetreiben und sich nicht entmutigen zu lassen. Auch sie habe in ihrer politischen Karriere stets versucht, nicht in Entweder-Oder zu denken, sondern Kompromisse zu suchen.
Vielleicht können alle satt werden, vielleicht können alle eine Möglichkeit finden, so Merkel.
Kirchen: 8. Mai 1945 war Tag der Befreiung und des Aufbruchs
Das Ende des Zweiten Weltkriegs ebnete den Weg in ein neues Europa. Die beiden großen Kirchen zeigen sich dankbar für diese Entwicklung. Zugleich warnen sie vor neuen Bedrohungen des Friedens von außen und innen.
KNA 07.05.2025
Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung und des Aufbruchs in eine neue, bessere Zeit charakterisiert. Obwohl Europa in Trümmern gelegen habe und Millionen Menschen durch den Krieg und die Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates ihr Leben verloren hätten, habe mit dem Kriegsende am Donnerstag vor 80 Jahren eine Zeit von Versöhnung, Frieden, europäischem Zusammenwachsen und transatlantischer Freundschaft begonnen, erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischöfin Kirsten Fehrs, am Mittwoch in Bonn und Hannover.
Zum Gedenken gehört die Verantwortung für die Zukunft, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Zu den Gründen für den Zivilisationsbruch der NS-Herrschaft gehöre, dass die Demokratie in Deutschland nicht genügend Verteidiger und Verteidigerinnen hatte, die bereit waren, sich den ernsten Herausforderungen der Zeit zu stellen, tragfähige Kompromisse auszuhandeln und der Gewalt rechtzeitig entgegenzutreten, so Fehrs und Bätzing.
Der Aufstieg des Nationalsozialismus sei auch Folge von Abstiegsängsten und-erfahrungen großer Teile der Bevölkerung und der Krise der traditionellen Ordnungen gewesen: Mit dem Wunsch nach radikaler Änderung der Verhältnisse ging eine Relativierung, Aufgabe, auch offene Ablehnung der christlichen, humanistischen und aufklärerischen Werte und ihres Menschenbildes einher.
Die Kirchen erinnerten gleichzeitig an die europäische Aufbauarbeit einer globalen Friedenssicherung. Mit der gemeinsamen Verpflichtung der Staaten auf Gewaltfreiheit und Menschenrechte 1990 wurde ein neues Zeitalter begründet, hieß es. Europa und auch die Deutschen durften die befreiende Erfahrung machen, dass Schuld und Gewalt und ihre Folgen nicht das letzte Wort haben müssen, so die Kirchen Repräsentanten.
Freiheit und Frieden, Recht und Menschenwürde würden aber nicht nur von außen bedroht. Es gelte, diese Werte auch im Innern zu verteidigen. Aus der Dankbarkeit für die Versöhnung erwächst der Wille: Diesmal verteidigen wir unsere Werte. Allen Versuchen, die Geister von Gewalt und Menschenfeindlichkeit wieder zu beleben, halten wir entgegen: Nicht mit uns, nie wieder!
Kardinäle senden vor der Papstwahl weltweiten Friedensappell
Alle Päpste des vergangenen Jahrhunderts haben sich für Frieden eingesetzt. Angesichts der kriegerischen Weltlage über nehmen nach dem Tod von Franziskus und vor der Wahl seines Nachfolgers dies die Kardinäle in Rom.
Vatikanstadt (KNA) 07.05.2025
Kurz vor Beginn der Papstwahl haben die in Rom versammelten Kardinäle weltweit zu schnellstmöglichen Friedensbemühungen aufgerufen. Mit Bedauern sähen sie, dass bisherige Anstrengungen in der Ukraine, in Nahost und anderen Regionen keine Erfolge gebracht hätten, erklärten die Kardinäle am Dienstag im Vatikan. Wir appellieren nachdrücklich an alle beteiligten Partei en, so bald wie möglich einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen und ohne Vorbedingungen und weitere Verzögerungen den von den beteiligten Völkern und der ganzen Welt seit langem ersehnten Frieden auszuhandeln, heißt es in der Erklärung.
Ein Überblick über die Konklave der Nachkriegszeit
Wer wird der nächste Papst? Wie lange dauert es, bis der weiße Rauch über dem Petersplatz aufsteigt? Ein Blick in die jüngere Geschichte zeigt: Meist ging es doch sehr zügig.
Bonn (KNA) 07.05.2025
2013:
Am 12. März ziehen 115 Kardinäle aus 48 Ländern ins Konklave ein, das von Giovanni Battista Re als Vizedekan des Kardinalskollegiums geleitet wird. Zwei Kardinäle haben wegen Krankheit abgesagt. Unter den Wählern sind sechs Deutsche: die Kurienkardinäle Walter Kasper und Paul Josef Cordes; Joachim Meisner, Erzbischof von Köln; Karl Lehmann, Bischof von Mainz; Reinhard Marx, Erzbischof von München-Freising und Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Berlin. Am 13. März wird der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, gewählt. Er nimmt den Papstnamen Franziskus an.
2005:
Am 18. April ziehen 115 Kardinäle in das erste Konklave des dritten Jahrtausends, das von Kardinaldekan Josef Ratzinger geleitet wird. Zwei Kardinäle fehlen wegen Krankheit. Sechs deutsche Kardinäle nehmen teil: Friedrich Wetter, Erzbischof von München-Freising; Georg Sterzinsky, Erzbischof von Berlin; Joachim Meisner, Erzbischof von Köln; Karl Lehmann, Bischof von Mainz und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz; Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, und Joseph Ratzinger, Präfekt der Glaubenskongregation. Kardinal Ratzinger wird am 19. April gewählt und nimmt den Papstnamen Benedikt XVI. an.
1978:
Ins zweite Konklave des Jahres 1978 ziehen am 14. Oktober 111 Kardinäle ein; es wird von Kardinal Jean-Marie Villot geleitet. Ein Kardinal sagt wegen Krankheit ab. Sechs Kardinäle aus Deutschland nehmen teil: Alfred Bengsch, Bischof von Berlin; Joseph Höffner, Erzbischof von Köln; Joseph Ratzinger, Erzbischof von München-Freising; Kurienkardinal Joseph Schröffer und Hermann Volk, Bischof von Mainz. Am 16. Oktober wird der Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla zum Papst gewählt; er nimmt den Namen Johanes Paul II. an.
1978:
Ins erste Konklave 1978 ziehen am 25. August 111 Kardinäle ein; drei fehlen wegen Krankheit. Es ist das erste Konklave, bei dem die über 80-jährigen Kardinäle nicht mehr wählen dürfen. Geleitet wird es von Kardinal Jean Marie Villot. Sechs Kardinäle aus Deutschland nehmen teil: Alfred Bengsch, Bischof von Berlin; Joseph Höffner, Erzbischof von Köln; Joseph Ratzinger, Erzbischof von München Freising; Kurienkardinal Joseph Schröffer und Hermann Volk, Bischof von Mainz. Am 26. August wird der Patriarch von Venedig, Albino Luciano, zum Papst gewählt; er nimmt den Doppelnamen Johannes Paul I. an.
1963:
Am 19. Juni ziehen 80 Kardinäle ins Konklave ein, das vom französischen Kurienkardinal Eugène Tisserant geleitet wird. Zwei Kardinäle können nicht dabei sein; einer aus gesundheitlichen, der andere aus politischen Gründen. Drei Deutsche sind unter den Wählern: Kurienkardinal Augustin Bea; Julius Döpfner, Erzbischof von München-Freising, und Josef Frings, Erzbischof von Köln. Am 21. Juni wählen die Kardinäle den Mailänder Erzbischof Giovanni Battista Montini. Er nimmt den Papstnamen Paul VI. an.
1958:
Am 25. Oktober ziehen 51 Kardinäle ins Konklave ein. Zwei fehlen aus politischen Gründen; ein dritter Kardinal ist wenige Stunden vor Beginn des Konklaves gestorben. Geleitet wird es von dem italienischen Kurienkardinal Benedetto Aloisi Masella. Zwei deutsche Kardinäle nehmen teil: der Erzbischof von Köln, Josef Frings, und Joseph Wendel, Erzbischof von München-Freising. Gewählt wird am 28. Oktober der Patriarch von Venedig, Angelo Roncalli; er nimmt den Papstnamen Johannes XXIII. an.
Wehrbeauftragte Högl: Pflichtjahr auch für Frauen zeitgemäß
In Israel müssen auch Frauen seit 1949 Wehrdienst leisten. In Dänemark ist dies ab 2026 geplant. Der Koalitionsvertrag setzt indes auf Freiwilligkeit von Männern und Frauen. Die Wehrbeauftragte ist für eine andere Lösung.
KNA
Frauen als Pflegerinnen oder Soldatinnen? Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), befürwortet ein gesellschaftliches Pflichtjahr auch für Frauen.
Zur Gleichberechtigung gehören Rechte und Pflichten. Perspektivisch brauchen wir daher ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für Männer und Frauen. Das wäre zeitgemäß, würde den Zusammenhalt stärken und auch jedem und jeder Einzelnen guttun, sagte sie am Freitag der Katholischen Nachrichten Agentur (KNA) auf Anfrage.
Alle Menschen im Land sollten eine Zeit lang etwas für unsere Gesellschaft tun. Das muss nicht zwingend nur die jungen Menschen betreffen und vor allem auch nicht nur die Männer. Der Dienst in der Bundeswehr könnte dann ein Teil des Gesellschaftsjahres sein, so Högl weiter. Andere könnten sich auch im sozialen Bereich, im Katastrophenschutz, im Klimaschutz oder in der Denkmalpflege engagieren. Ein solches gesamtgesellschaftliches Modell brauche aber dringend eine verpflichtende Erfassung, und es darf keine Nachteile für die berufliche Karriere geben, mahnte die Wehrbeauftragte.
Die Leistungen eines Gesellschaftsjahres könnten zum Beispiel auch für den Beruf, die Ausbildung und das Studium anerkannt werden.
Union und SPD wollen Freiwilligendienste stärken
Das verpflichtende Dienstjahr kommt nicht. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD kommt das Wort nicht einmal vor. Wehr- und Freiwilligendienst hingegen schon.
Von Niklas Hesselmann
KNA 10.04.2025
Union und SPD setzen weiterhin auf das Freiwillige Soziale Jahr und einen nicht verpflichtenden Wehr dienst. Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert, heißt es im am Mittwoch in Berlin vorgestellten Koalitionsvertrag.
Noch in diesem Jahr sollen die Voraussetzungen für die Musterungen geschaffen werden. Vorbild dafür sei Schweden, wo jährlich 18-Jährige angeschrieben und ein Teil von ihnen gemustert wird. So soll die Bereitschaft erhöht werden, dass Männer und Frauen sich für den einjährigen Wehrdienst entscheiden. Der bisherige und möglicherweise auch zukünftige Verteidigungsminister, Boris Pistorius (SPD), hatte sich bereits in der Vergangenheit für dieses Modell ausgesprochen. Zugleich möchte die künftige schwarz-rote Koalition die Freiwilligendienste und das Freiwillige Soziale Jahr stärken. Dazu heißt es in dem Papier: Wir wollen es Jugendlichen ermöglichen, sich unabhängig vom Geldbeutel der Eltern für einen Freiwilligendienst zu entscheiden. Dafür sollen mehr Stellen geschaffen und mehr Finanzmittel für ein höheres Taschengeld zur Verfügung gestellt werden. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Defaa forderte ein Gesamtkonzept für einen attraktiven Gesellschaftsdienst . Für die im Koalitionsvertrag verstreuten Vorhaben sei dringend ein Gesamtkonzept notwendig. Sie verwies dabei auf die Idee eines allgemeinen freiwilligen Gesellschaftsdienstes, der auf einer Wahlpflicht basiere. Vorgeschaltet wäre am Ende der Schulzeit eine verbindliche Beratung über den Wehrdienst, Bevölkerungsschutz und Freiwilligendienste.
Militärseelsorge: Beratungsbedarf von Soldaten nimmt zu
Ukraine-Krieg, Litauen-Einsatz, Wehrpflicht: Es gibt zahlreiche Themen, die nicht nur die Gesellschaft beschäftigen, sondern auch die Soldaten der Bundeswehr. Das erlebt die katholische Militärseelsorge zunehmend. Berlin/Essen
KNA
Bei der katholischen Militärseelsorge häufen sich nach eigenen Angaben Beratungsanfragen von Soldaten rund um mögliche Kriege und Auslandseinsätze. Ein Grund sei seit 2022 der Krieg in der Ukraine, sagte der Sprecher der Militärseelsorge, Norbert Stäblein, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Konkret gehe es da bei etwa um den Aufbau der Panzerbrigade 45 in Litauen dem ersten Großverband der Bundeswehr, der als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg dauerhaft im Ausland stationiert sein wird. Der Verband wurde am 1. April in Dienst gestellt und soll künftig knapp 5.000 Soldaten umfassen. Neben Sorgen der Soldaten um einen scharfen Einsatz an der Nato-Ostflanke bringe das Vorhaben auch alltägliche Probleme mit sich, so der Sprecher. Es geht nicht nur um Ängste und Schuldfragen im Kriegsfall. Es geht auch um Fragen zu einer Beziehung auf Distanz- mit einem Partner in Litauen und einem in Deutschland.
Weitere Anfragen drehten sich um die Kommunikation in der Familie, führte Stäblein aus. Viele Soldaten sind etwa sprachlos, wenn ihre Kinder fragen, was passiert, wenn ihre Eltern in den Krieg müssen. Um zu solchen Themen aufzuklären, böten die katholische, evangelische und jüdische Militärseelsorge neben Beratungen auch die Broschüre „Mit Kindern über den Krieg reden“ an. Außerdem gebe es extra Kinderbücher, die mit Titeln wie „Lena und Papas Ausland seinsatz“ oder „Wie ist es, wenn es Krieg gibt“ schwierige Fragen für Kinder verständlich darstellten.
Katholischer Militärbischof Overbeck plädiert für Dienstpflicht
Ob Wehrpflicht oder Freiheitsdienst: Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für mehr gesellschaftlichen Einsatz aus- von Männern wie Frauen.
KNA 10.04.2025
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für ein Gesellschaftsjahr für Männer und Frauen aus. Die Wehrpflicht könnte hierbei eine Option sein, sagte der Essener Bischof dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in Kiel.
Angesichts des Zustands karitativer Einrichtungen, etwa Krankenhäuser und Kitas, müsse jeder etwas für die Gesellschaft tun. Junge Menschen könnten hierbei wachsen und reifen, so Overbeck. Der Bischof hält auch den Vorschlag der Grünen für bedenkenswert, einen allgemeinen Freiheitsdienst für Menschen im Alter zwischen 18 und 67 Jahren einzuführen. „Richtig finde ich, dass die Last für die Verteidigung nicht allein der jungen Generation auferlegt werden darf“ , sagte Overbeck. Auf die Frage, ob Wehrpflichtige in einem möglichen bewaffneten Konflikt auch an die Front geschickt werden sollten, erklärte der Bischof: „Ob Cyberwar oder persönlich im Feuergefecht: Jeder Soldat an der Front ist einer zu viel.“ Er fürchte aber, dass es in einer kriegerischen Auseinandersetzung in einer Armee wohl keine Komfortzone mehr geben werde.
Militärbischof Overbeck: Keinen Frieden um jeden Preis in der Ukraine
Militärbischof Overbeck sieht in den russisch-amerikanischen Gesprächen ein fatales Signal. Die Ukraine werde am Verhandlungstisch erneut zum Opfer gemacht, kritisiert er. Und wirft der deutschen Politik Schweigen vor.
KNA 10.04.2025
Für den katholischen Militärbischof Franz Josef Overbeck darf es in der Ukraine keinen Frieden um jeden Preis geben. Die sogenannten Verhandlungen zwischen Russland und den USA machen einen Machthaber wie Russlands Präsidenten Putin praktisch zu einem Gewinner , sagte Overbeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in Hannover im Interview. Die angegriffene Ukraine soll laut Overbeck am Verhandlungstisch ein weiteres Mal zum Opfer gemacht werden. Sollte das geschehen, wären die Grundlagen für die nächsten Konflikte programmiert. Aktuell führten die USA und Russland die Weltordnung, die sich auf die Unverletzbarkeit der Grenzen stütze, ad absurdum.
Der Bischof kritisierte auch die politischen Kräften in Deutschland, die zu dem Thema weitgehend schwiegen. Auch das Sterben von Soldaten und Zivilisten werde durch einen Frieden nach amerikanisch-russischen Ideen nur vordergründig beendet, sagte Overbeck. Würde die Ukraine noch einmal zum Opfer gemacht, würde dies bedeuten, dass künftig das Recht des Stärkeren über die Stärke des Rechts siegt. Das war noch nie gut für die Menschheit.
Wirtschaftsethiker: Anlegen in Rüstungsindustrie ethisch vertretbar
Seit Beginn des Ukraine-Krieges boomen Rüstungsaktien- Tendenz steigend. So mancher überlegt, zu investieren, hat aber ein ungutes Gefühl dabei. Ein Wirtschaftsethiker erklärt, worauf man bei seiner Entscheidung achten sollte.
KNA 28.03.2025
Mulmiges Gefühl beim privaten Investment in Rüstungsaktien? Nach Einschätzung eines Wirtschaftsethikers ist das verständlich, kann jedoch trotz dieser Bedenken eine moralisch richtige Entscheidung für Anleger sein. Es kommt darauf an, aus welchen Gründen man sich für so etwas entscheidet , sagte Nils Goldschmidt, Direktor des Weltethos-Instituts in Tübingen. Dann ist es bis zu einem gewissen Grad legitim. Gefühlsmäßig sei es für viele dennoch das Unethischste, was man eigentlich machen kann, aus der Tradition her aus und mit Blick auf die vergangenen Jahre, so der Wirtschaftsprofessor.
Deshalb solle sich der private Anleger auf den Prüfstand stellen und genau reflektieren, warum er gerade jetzt in Rüstungsindustrie investieren wolle. Liegt es daran, dass ich möglichst hohe Gewinne erzielen will?, so Goldschmidt mit Blick auf den derzeitigen Boom von Rüstungsaktien. Oder geht es mir darum, die Rüstungsindustrie zu stützen, um den Frieden zu sichern? Dies sei dann eine private Investition, die genau aus den gleichen Gründen getätigt werde wie die von der Bundesregierung beschlossene militärische Aufrüstung zur Abschreckung von Aggressoren- und damit absolut legitim.
Ich kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass ich diese Politik der Bundesregierung zwar mit meinen Steuergeldern unterstütze, aber trotzdem persönlich mein Geld in neutralere Bereiche investieren will , so der Ethiker. Dies sei etwa mit der Verweigerung des Wehrdienstes vergleichbar. Auch ein Zivildienstleistender könne durchaus die Notwendigkeit der Landesverteidigung sehen. Aber er möchte nicht Teil dessen sein.
Auf dünnes Eis begibt sich Goldschmidt zufolge dagegen, wer glaubt, der Zweck heile die Mittel: Ein unethischer Gewinn wird nicht dadurch geheilt oder legitimiert, dass ich ihn gut verwende und etwa in Spenden für soziale Einrichtungen oder Entwicklungshilfe investiere.
Bemühungen der Rüstungsindustrie, in die Gruppe von nachhaltigen Investments aufgenommen zu werden, lehnte der Theologe und Volkswirt, der Professor für Kontextuale Ökonomik an der Uni Siegen ist, ab. Es gibt momentan gute Gründe, in Rüstungsindustrie zu investieren, aber wenn wir das dann auch als nachhaltig oder ethisch wünschenswert bezeichnen würden, weichen wir diese Begrifflichkeiten auf , warnte Goldschmidt. Nachhaltiges Investment bedeute, sich die Interessen des anderen zu eigen zu machen: Also wirklich in Dinge investieren, die darauf abzielen, die Gesellschaft beispielsweise im Sinne einer ökologischen Transformation zu verändern oder die etwa auf Generationengerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt ausgerichtet sind, so der Ethiker.
Erzbischof Koch: Der Westbalkan braucht eine Perspektive
Studien zeigen, dass die Menschen im Südosten Europas wegen des demografischen Wandels zunehmend in wirtschaftliche und soziale Not schlittern. Das Hilfswerk Renovabis setzt daher auf Entwicklungshilfe als Stabilisator.
KNA 28.03.2025
Renovabis-Bischof Heiner Koch wirbt für mehr gesamteuropäische Solidarität, damit der Südosten Europas nicht weiter in wirtschaftliche und soziale Not gerät.
Diese Länder bräuchten eine Perspektive.
Grund für die Entwicklung ist wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge, dass die Länder zunehmend einen Bevölkerungsschwund zu verkraften haben, wie es in einer Mitteilung des katholischen Osteuropahilfswerks heißt.
Renovabis setze deshalb durch die Unterstützung seiner Partner in diesen Ländern ein klares Zeichen, dass wir an eine Zukunft für die Menschen in dieser Region glauben. Die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Osteuropa versuche seit vielen Jahren, mit entsprechenden Projekten gegenzusteuern, erinnerte Koch.
Als Beispiel nannte er YourJob-Programme, die jungen Menschen den Weg in die Selbstständigkeit ebneten. Weitere Bausteine seien eine regionale Struktur- und Wirtschaftsförderung durch nachhaltigen Tourismus, Projekte zum Ausbau häuslicher Pflege sowie Bildungsprogramme.
Genau hingeschaut:
Spannendes vom Konzil von Nizäa – Forscher auf der Suche nach dem historischen Ort der Versammlung
Forscher suchen nach Hinweisen auf erste ökumenische Versammlung - Der See, die Kirche und das Konzil
Vor 1.700 Jahren trafen sich mehr als 300 Bischöfe im antiken Nizäa, dem heutigen türkischen Iznik, zum ersten Ökumenischen Konzil. Der Ort ist bis heute unklar. Kann eine byzantinische Kirchenruine Aufschluss geben?
Von Andrea Krogmann (KNA) 27.03.2025
Stadtmauern, Moscheen und die Überreste von fast einem Dutzend Kirchen: Izniks reiche Geschichte durch hellenistische, römische, byzantinische, seldschukische und osmanische Zeit begleitet den Besucher auf Schritt und Tritt. In der christlichen Welt hat die Stadt rund 140 Kilometer südöstlich von Istanbul unter ihrem antiken Namen Nizäa Geschichte gemacht- als Gastgeber von gleich zwei der sieben ökumenischen Konzilien.
Während die Hagia-Sophia-Kirche im historischen Stadtzentrum und heutige Orhan-Moschee als Ort des zweiten nizänischen Konzils von 787 bekannt ist, bleibt es bis heute ein Mysterium, wo genau in der Stadt 325 die Väter des ersten Ökumenischen Konzils ihre fundamentalen theologischen Weichen stellten.
Forschungen türkischer Archäologen der Universität Bursa versprechen Einsichten. Die Überraschung kam aus der Luft: 2014 erhielt der Leiter der Archäologischen Abteilung der Uludag-Universität in Bursa, Mustafa Sahin, Luftaufnahmen des Ascanius-Sees. So hieß das Gewässer, als Iznik noch Nizäa war. Auf ihnen erkennbar, etwa zwei Meter unter Wasser und rund 30 Meter vom Ufer entfernt: die Umrisse einer dreischiffigen Basilika. Die geostete Apsis legte schnell nahe, dass es sich um ein christliches Gotteshaus handelt und brachte der Ruine die Namen Unterwasserbasilika und versunkene Kirche. In den elf Jahren seit ihrem Fund ist der Seespiegel gefallen. Trockenen Fußes führt Mustafa Sahin zu den historischen Mauerresten, die aus dem Wasser ragen. Der Archäologe nimmt der Hoffnung den Wind aus den Segeln: Die Kirche, deren Ruinen er seit 2015 erforscht, müsse aus der Zeit nach 390 stammen, wie Münzen belegten, die in Gräbern unter der Bema-Wand gefunden wurden. Konzilskirche könne die Basilika demnach schon mal nicht gewesen sein.
Das Aber in Sahins Stimme wiegt schwer. Zu gut passt die Lage des Funds zu Hinweisen zum Sitzungsort der Konzilsväter, die sich in historischen Quellen finden. Der Archäologe führt Konzilsteilnehmer Eusebius von Caesarea, den britischen Pilger und späteren Bischof von Eichstätt Willibald, ein Fresko der Sixtinischen Kapelle und Reisenotizen eines weiteren angelsächsischen Geistlichen ins Feld. Zusammengefasst: Die Konzilsväter tagten in einem Palast des Kaisers Konstantin außerhalb der Stadtmauern mit Panorama auf den See. Wo genau dieser Palast gestanden hat, auch das ist bis heute nicht geklärt.
Kardinal Parolin: Ursprüngliche Werte Europas werden vergessen
In Nemi bei Rom tagen diese Woche Bischöfe aus den Ländern der EU. Kardinalstaatssekretär Parolin forderte sie nun auf, die Politik an Europas christliche Wurzeln zu erinnern- denn die gerieten derzeit in Vergessenheit.
KNA 28.03.2024
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat sich kritisch zum inneren Zustand der EU geäußert. Bei der Vollversammlung des Rats der EU-Bischofskonferenzen (Comece) in Nemi bei Rom beklagte er, dass selbst bei christlich geprägten Politikern das Bewusstsein für die Werte, aus denen die Europäischen Gemeinschaften entstanden sind, ab nimmt.
Angesichts der Vielfalt von Parteien und politischen Strömungen im derzeitigen EU-Parlament nach den Europawahlen vom vergangenen Jahr bemerkte Parolin, die Bischöfe sollten einen offenen und aufrichtigen Dialog mit allen politischen Kräften führen. In der Migrationspolitik forderte er die Bischöfe auf, im Dialog mit den Institutionen der Union dafür zu sorgen, dass wir Migranten nicht nur als Zahlen betrachten, sondern als Menschen mit ihrer eigenen Geschichte, ihren Dramen und Erwartungen.
Der Chefdiplomat von Papst Franziskus ging auch auf die aktuellen Verwerfungen zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten ein und bemerkte: Der außenpolitische Ansatz der neuen US-Regierung stellt die atlantischen Beziehungen in Frage, die seit 1945 entwickelt wurden. Er hoffe in dieser Situation auf ein größeres kollektives Bewusstsein für die Rolle und die Verantwortung Europas in der Welt, ohne einer defensiven und reinen Aufrüstungslogik nachzugeben. Sich um das Wohl des eigenen Landes und Europas zu kümmern, entbinde europäische Politiker nicht davon, an das Wohl der gesamten Menschheit zu denken, mahnte Parolin. Die humanitäre Hilfe und die Entwicklung der ärmsten Länder, die Achtung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt dürften nicht vernachlässigt werden.
Bischöfe in der EU: Kirche muss bei Aufrüstungsdebatte mitreden
Die Wiederbewaffnung Europas als Antwort auf die russische Bedrohung und die Abwendung der USA beschäftigt auch die katholische Kirche. Die EU-Bischöfe sprechen bei ihrer Vollversammlung darüber.
KNA 27.03.2024
Mit einer differenzierten Stellungnahme zur Aufrüstung Europas hat die Vollversammlung der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (Comece) begonnen. Der Vorsitzende, Bischof Mariano Crociata, sagte am Mittwoch zum Auftakt der dreitätigen Versammlung in Nemi bei Rom, die schwerwiegendsten Veränderungen seien derzeit der Überfall Russlands auf die Ukraine und die Rückkehr des puren Nationalismus . Dies verändere auch die EU. Die Kirche sei aufgerufen, die Union in dieser schwierigen Phase mit ihrer Lehre zu begleiten, betonte Crociata, der Bischof von Latina bei Rom ist.
Zum Ukraine-Krieg erklärte Crociata, es sei schlimm, wenn versucht werde, die Wirklichkeit zu verdrehen und die Ukraine vom Opfer zum Aggressor zu machen. Zugleich werde versucht, sie zur Tauschware in einer Verhandlung über ihren Kopf hinweg zu degradieren.
Zur Zukunft der EU erklärte Crociata, mit dem Ende der Friedensphase in Europa stelle sich die Frage, wie die EU sich als Friedensprojekt treu bleiben könne. Die Kirche müsse in der Debatte über eine Aufrüstung Europas mitreden. Ihre Lehre gehe nicht in Richtung eines bedingungslosen Pazifismus, der letztlich dazu führe, dass die Verlierer sich unterwerfen müssten. Vielmehr lehre sie, dass eine Verteidigung zur Abschreckung in Verbindung mit einem Bemühen um Dialog anzustreben sei.
Von ihrem Wesen her muss die EU Brücken bauen und den Dialog suchen (...) Aber wenn das Vertrauen verraten wird und alle nichtmilitärischen Bemühungen um eine Friedensordnung scheitern, muss man die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verteidigung zum Zweck der Abschreckung anerkennen. Dennoch, so Crociata, müsse ein allgemeiner Aufrüstungs-Wettlauf vermieden werden.
Ferner dürften die Ausgaben für den Schutz der Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Umweltschutz nicht gekürzt werden. Der Gegensatz zwischen der Bürokratie in Brüssel und der Bevölkerung schwäche die EU, so Crociata weiter. Sie müsse sich deshalb mehr um die Schwächsten in der Bevölkerung sowie um die Mittelschicht kümmern.
Weiter sagte Crociata, kein vernünftiger Mensch denke, dass einzelne Ländern überleben würden, wenn es wieder ein Europa völlig getrennter Staaten gäbe. Als Einzelstaaten würden sie faktisch zu Kolonien der Großmächte. Deshalb gelte es, die aktuellen Problem anzugehen und zu überwinden. An der Comece-Vollversammlung können laut Statut 25 Bischöfe mit Stimmrecht und sechs mit Beobachterstatus teilnehmen, fünf Bischöfe fehlen in diesem Jahr. Erstmals sind zwei Bischöfe aus der Ukraine als Beobachter dabei.
Link zu weiteren Informationen zu Comece: https://www.comece.eu/comece/eu-bishops/
Deutschland wird durch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck vertreten.
Was ist die COMECE?
Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) setzt sich aus den katholischen Bischofskonferenzen aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union zusammen.
Die COMECE wurde 1980 mit Zustimmung des Heiligen Stuhls gegründet, um die EU-Bischofskonferenzen gegenüber den EU-Institutionen zu vertreten. Sie führt einen Dialog mit den EU-Institutionen und leistet Beiträge zur Förderung des Gemeinwohls und eines menschenzentrierten Ansatzes in der EU-Politik. Klicken Sie hier für weitere Informationen zur Geschichte und Mission der COMECE.
Die COMECE arbeitet regelmäßig mit der Apostolischen Nuntiatur bei der Europäischen Union und mit dem Staatssekretariat des Vatikans zusammen.
Das Sekretariat der COMECE hat seinen Sitz in Brüssel. Dort beobachtet, analysiert und entwickelt ein Beraterteam Positionen, die die katholische Perspektive zur EU-Politik darstellen. Die wichtigsten Dossiers der EU-Kompetenz, an denen die COMECE arbeitet, sind folgende:
- Justiz und Grundrechte
- Soziale und wirtschaftliche Angelegenheiten
- Außenbeziehungen der EU
- Internationale Religionsfreiheit
- Migration und Asyl
- Ökologie, Energie und Landwirtschaft
- Ethik, Forschung und Gesundheit
- Kultur und Bildung
- Jugendpolitik
Zur Struktur der COMECE gehören die Versammlung, der Ständige Ausschuss, das Sekretariat, sechs Kommissionen ( Rechtsangelegenheiten , Soziales , Auswärtige Angelegenheiten, Migration und Asyl , Ethik , Kultur und Bildung ) und die Pressestelle.
Der derzeitige Präsident ist S.E. Mgr. Mariano Crociata, Bischof von Latina.
Der derzeitige Generalsekretär ist P. Manuel Enrique Barrios Prieto.
Ukrainischer Kirchenführer gegen Gebietsabtretungen an Russland
Die griechisch-katholische Kirche gehört seit jeher zu den patriotischen Kräften in der Ukraine. Ihr religiöses Oberhaupt warnt vor einem Entgegenkommen des Westens gegenüber Russland.
KNA 19.03.2025
Gegen Gebietsabtretungen an Russland im Rahmen von Friedensverhandlungen hat sich das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine ausgesprochen. In einem Interview der italienischen Tageszeitung Il Foglio (Dienstag) sagte Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, bei der russischen Aggression gegen die Ukraine gehe es nicht nur um Gebietsgewinne, sondern auch um die Menschen, die in den Gebieten lebten.
Russlands Ziel sei es, die Weltordnung durcheinanderzubringen, den eigenen Status als Weltmacht wiederherzustellen und sich in die inneren Angelegenheiten der europäischen Staaten einzumischen. Das Böse kann weder befriedet noch befriedigt werden, betonte Schewtschuk. Man muss es stoppen. Und genau das tun wir und bezahlen dafür mit unserem Blut.
Weiter sagte der Kirchenführer: Wir erinnern daran, dass sich das Böse, wenn es nicht bestraft wird, früher oder später mit noch mehr Kraft und noch dramatischeren Folgen wiederbeleben wird. Die Kirche werde darüber wachen, dass man jetzt nicht zu einer Illusion des Friedens, sondern zu einem gerechten und dauerhaften Frieden komme. Derzeit sehe man eine Entwicklung, die in eine ganz andere Richtung gehe.
Damit es einen gerechten Friedensvertrag gebe, müssten das Völkerrecht respektiert und verlässliche Sicherheitsgarantien gegeben werden. Für das ukrainische Volk sei es schrecklich, wenn jetzt sogar im Westen die russische Propaganda wiederholt werde, erklärte Schewtschuk. Das sei manchmal schlimmer als die russischen Bomben. Wenn unser Widerstand gemäß den Kategorien der russischen Propaganda beurteilt wird, sind wir besorgt nicht nur wegen uns selbst, sondern wegen der Zukunft der Menschheit.“