newsVor 60 Jahren: Bau der Berliner Mauer

Eine Nacht-und-Nebel-Aktion mitten im Sommer 1961 bescherte den Einwohnern Berlins ein böses Erwachen und zementierte endgültig die deutsch-deutsche Teilung - bis 1989. Über berühmte Zitate und bewegende Szenen.


Von Joachim Heinz (KNA)

 Foto: iStock

Eigentlich war zu dem Vorgang alles gesagt. Am 15. Juni 1961 trat DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht vor die Presse und dementierte Gerüchte, wonach Ost-Berlin die Grenzen in der Stadt schließen wolle. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, wiegelte Ulbricht ab. Knapp zwei Monate später schuf das SED-Regime Tatsachen. Mit der „Operation Rose“ machten Ulbricht und Co. vor 60 Jahren, am 13. August, das letzte Schlupfloch dicht, durch das vor allem die Werktätigen des Arbeiter- und Bauernstaates in Scharen zum sogenannten kapitalistischen Klassenfeind in den Westen überliefen, zuletzt bis zu 2.000 Personen an einem Tag.
Während Spaßvögel errechneten, dass Ostdeutschland bis etwa 1980 leer sein würde, wuchs der Druck auf Ulbricht und den sowjetischen Kremlchef Nikita Chruschtschow. Der hatte eigentlich vor, die westlichen Alliierten aus Berlin hinauszudrängen. Doch bei den USA, Frankreich und Großbritannien biss er auf Granit - und gab stattdessen Anfang August den Genossen in der DDR endgültig grünes Licht für die Abriegelung der Grenzen zwischen dem Ost- und dem Westteil der Metropole. Zu diesem Zeitpunkt liefen unter dem damals 48-jährigen Erich Honecker bereits die Vorarbeiten für die Geheimaktion. Der Auftrag lautete, handstreichartig rund 43 Kilometer innerstädtische Grenze sowie die knapp 112 Kilometer lange Außengrenze von West-Berlin zum ostdeutschen Hinterland zu schließen.
Das alles sollte mit einem massiven Armee- und Polizeiaufgebot, unterstützt von Staatssicherheit und Betriebskampfgruppen bis zum frühen Morgen des 13. August erledigt sein. Beinahe wäre die Sache allerdings wegen Materialmangels schiefgegangen. Drei Wochen vor dem Termin stellten die Verantwortlichen fest, dass unter anderem noch 2.100 Betonsäulen und 303 Tonnen Stacheldraht fehlten. Eilends orderten Honeckers Leute bei Herstellern im Westen nach.

Honeckers Chef Ulbricht lud die DDR-Führung für den Abend des 12. August zu einer Gartenparty ins Gästehaus der Regierung am Großen Döllnsee ein. „Wir halten jetzt noch eine kleine Sitzung ab“, verkündete er Punkt 22.00 Uhr den verdutzten Funktionären, von denen einige bereits leicht angetrunken waren. Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhren die meisten von ihnen, was tags darauf geschehen sollte. „Alle einverstanden?“, fragte Ulbricht in die Runde. Widerworte sind keine überliefert.

Die nachfolgenden Stunden und Tage waren geprägt durch hektische aber letzten Endes ergebnislose diplomatische Betriebsamkeit - und dramatische Szenen in der nun tatsächlich geteilten Stadt. Rund 150 Ostdeutsche schwammen in den ersten Tagen nach dem 13. August durch den Teltow-Kanal in den Westen der Stadt. Ein Foto des 19- jährigen Volkspolizisten Conrad Schumann, der am 15. August 1961 die bereits errichteten Barrikaden überwand, ging als „Sprung in die Freiheit“ um die Welt.

Am 24. August dann die erste Tragödie: Günter Litfin wird bei dem Versuch, die Spree schwimmend zu durchqueren, von DDR-Polizisten erschossen. Er ist der erste von mindestens 140 Menschen, die an der Mauer ihr Leben verlieren. Der „antifaschistische Schutzwall“ hält bis zu der von den Menschen in der DDR herbeigeführten Wende 1989 dicht.

Das Ende besiegelte abermals eine Pressekonferenz. Am 9. November verkündete der Sprecher des SED-Politbüros, Günter Schabowski, die Reisefreiheit für alle Bürger des Landes. Auf die Frage, wann denn die Regelung in Kraft treten solle, stammelte der in seinen Unterlagen blätternde Schabowski die legendären Worte: „Das tritt... nach meiner Kenntnis ist das sofort... unverzüglich.“

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