Niemand wird als Mörder geboren - Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Henriette Kretz

GKS / Kreis München / München, Februar 2020

Bereits zum zweiten Male konnte die Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) – Kreis München über Helga Maria König, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Verbände und Gemeinschaften in der Region München (ARGE), die insbesondere auch als „Brückenbauerin mit Herz“ in der bayerischen Landeshauptstadt bekannt ist, die Holocaust-Überlebende Henriette Kretz für ein Zeitzeugengespräch am 07.02.2020 im Offizierheim der Ernst-von-Bergmann-Kaserne in München gewinnen.

 

2 H Kreil DSCF2924Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten – Kreis München begrüßt Henriette Kretz sowie die „internen“ und „externen“ Gäste.

 

Waren es beim Zeitzeugengespräch im März 2019 noch überwiegend Angehörige der Bundeswehr, für welche stellvertretend Brigadegeneral Thomas Hambach (Kommandeur Landeskommando Bayern), Oberst Stefan Berger (Kommandeur Landesregiment Bayern), Leitender Regierungsdirektor Lindner (Leiter Bundeswehr-Dienstleistungszentrum München), Oberstleutnant Christian Binder (S3-Stabsoffizier  Regionalstab Territoriale Aufgaben Bundeswehr Nord), Oberstleutnant Thorsten Klapp (stellvertretender Kommandeur Regionalstab Territoriale Aufgaben Bundeswehr Ost), Oberstleutnant Peter Greyer (stellvertretender Kommandeur Regionalstab Territoriale Aufgaben Bundeswehr Süd) sowie Oberstleutnant Frank Baader (Regionalstabsoffizier Bayern Süd – Karrierecenter der Bundeswehr IV) begrüßt wurden, durfte sich die Gemeinschaft in diesem Jahr auch über eine Bereicherung in Form der Teilnahme einer Vielzahl von „externen“ Gästen freuen, wodurch diese auch wieder ein Stück weit mehr einem Motto der GKS „Gemeinsam neue Wege wagen“ gerecht werden konnte.

 

3 H Kreil DSCF2936Henriette Kretz spricht zu den rund 200 Gästen im Offizierheim der Ernst-von-Bergmann-Kaserne in München.

 

Neben den „internen“ Gästen von den verschiedensten Dienststellen aus München, Neubiberg, Freising, Fürstenfeldbruck, Feldafing, Kleinaitingen, Ingolstadt, Neuburg an der Donau, Nürnberg und Bogen waren auch Schülerinnen aus dem städtischen Sophie-Scholl-Gymnasium München mit der Schulleiterin Oberstudiendirektorin Karin Moritz und der Lehrerin Katharina Soell-Schmid, Schülerinnen und Schüler aus dem städtischen Willi-Graf-Gymnasium München mit der Lehrerin Katharina Bachmann und dem Lehrer Michael Hatala sowie Mitglieder des Pfadfinderstammes Sankt Severin aus Garching mit der Leiterin Franziska Bauer und den Leitern Niklas Kemper und Lukas Koch sowie Mitglieder des Pfadfinderstammes Maximilian Kolbe aus Pullach mit der Leiterin Luisa Schmucker der Einladung zum Zeitzeugengespräch in die Ernst-von-Bergmann-Kaserne gefolgt, durch deren Teilnahme auch noch einmal untermauert wurde, dass es für die Botschaft dieser Veranstaltung weder eine Zielgruppe nach soziodemografischen noch nach psychografischen Merkmalen gibt, da diese Botschaft ausnahmslos uns alle angeht!

 

7 H Kreil DSCF3006Oberstudiendirektorin Karin Moritz, die Schulleiterin des städtischen Sophie-Scholl-Gymnasiums München, liest ein Henriette Kretz gewidmetes Gedicht vor.

 

Ferner waren auch Vertreterinnen und Vertreter der verschiedensten Ausschüsse, Behörden, Einrichtungen, Kirchengemeinden, Räte, Stiftungen, Verbände, Vereine, Organisationen und Zusammenschlüsse unter den Gästen, vom Generalkonsulat der Republik Polen in München mit Konsul Michał Madaj, dem Integrationsbeauftragten des Landkreises München, Ali E. Danabas, dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus - Referat I.9 - Politischer und religiös begründeter Extremismus, Erinnerungskultur mit Studienrätin Karolin Nitzlnader über die Aktion für das Leben e.V. mit dem Vorstandsmitglied Waltraud Schreyer, den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Bezirksverband München (Stadt und Land) mit dem Geschäftsführer Thomas Koterba, die Hanns-Seidel-Stiftung München mit Erich Kornberger vom Referat III/6 (Internationales, Sicherheit, Europa, Entwicklung), den Bezirksausschuss 11 „Milbertshofen - Am Hart“ mit Gabriele Tomsche und Adolf Jackermayer, den Kreuzbund Diözesanverband München und Freising e. V. mit dem Diözesanvorsitzenden Franz E. Kellermann, das Evangelisch-Lutherische Prodekanat München-Nord mit Dekan Felix Reuter, die Evangelisch-Lutherische Versöhnungskirche München-Harthof mit Pfarrerin Dorothee Hermann, den Geistlichen Beirat der GKS auf Bundesebene, Militärdekan Bernd Schaller, die katholische Jugendstelle Donauwörth mit Jugendpfarrer Bernd Rochna, den Katholikenrat der Stadt und Region München mit der Vorsitzenden Hiltrud Schönheit, die Redaktion KOMPASS mit Jörg Volpers bis hin zu der Stiftung Logos & Ethos, München, vertreten durch die Vorsitzende des Aufsichtsrates der Stiftung, Dr. Monika Goerdeler, und den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Berthold Goerdeler (Enkel des Widerstandskämpfers Carl Friedrich Goerdeler, der von 1930 bis 1937 Oberbürgermeister von Leipzig war, vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und vor 75 Jahren in Berlin-Plötzensee ermordet wurde).

 

8 H Kreil DSCF3016Henriette Kretz beantwortet die Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer.

 

Ebenfalls vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz, in welchem Abertausende von Menschen ermordet wurden, befreit, weshalb sich die Anwesenden an dieser Stelle der Veranstaltung zur Erinnerung/zum Gedenken und insbesondere auch aus Respekt gegenüber allen Opfern der NS-Gewaltherrschaft für eine Schweigeminute erhoben.

Damit sich eine solche Vergangenheit nicht wiederholen kann und aus der Erinnerung auch die Lehren bezüglich der Folgen eines Wegsehens gezogen werden können, durfte auch der Wunsch des Auschwitz-Überlebenden und Präsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, Roman Kent, nicht unerwähnt bleiben, der sein 11. Gebot “Du sollst nicht gleichgültig sein” so gerne der Bibel hinzufügen würde, denn wo Unrecht geschieht und wo Menschen gedemütigt und verfolgt werden, darf es keine Gleichgültigkeit geben, weil Gleichgültigkeit tötet.

 

9 H Kreil DSCF3051Henriette Kretz beantwortet die Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer.

 

Mit der Aufforderung “Lassen Sie uns nicht gleichgültig sein!” erfolgte dann die Überleitung zum Vortrag von Henriette Kretz, die in ihrer bescheidenen und ganz natürlichen Art über ihre zuerst glückliche und unbeschwerte Kindheit berichtete, aus der dann, unter Einmarsch und Besatzung, ein Kampf ums Überleben wurde, wodurch sie den rund 200 Gästen zweifellos näherbrachte, was es heißt, Ausgrenzung und Diskriminierung zu erfahren.

 

10 H Kreil DSCF3084Brigadegeneral Thomas Hambach dankt Henriette Kretz und allen an diesem Zeitzeugengespräch Mitwirkenden und würdigt den Charakter der Veranstaltung sowie insbesondere die daraus resultierende unmissverständliche Botschaft.

 

Henriette Kretz merkte gleich zu Beginn ihres Vortrages an, dass die Schilderung ihrer eigenen Erlebnisse nur eines von vielen tausenden tragischen Kinderschicksalen in dieser Zeit beleuchtet, weshalb sie die Zuhörerinnen und Zuhörer auch darum bat, ihr nicht mit Applaus zu begegnen. Durch das Erzählen ihrer zutiefst erschütternden Kindheitsgeschichte und das Beantworten der im Anschluss gestellten Fragen hat Henriette Kretz, der es sehr viel bedeutet, diesbezüglich vor und mit Menschen zu sprechen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neben eindeutigen Aussagen wie „Niemand wird als Mörder geboren“ und „Die Erde gehört uns allen, nicht nur einem Volk“ unmissverständlich auch die Botschaft mitgegeben, dass wir, jede/jeder Einzelne von uns, alles in unserer Macht Stehende dafür tun müssen, dass sich derartige dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte nie wieder, nicht einmal im kleinsten Ansatz, wiederholen!

 

11 H Kreil DSCF3099Berthold Goerdeler bedankt sich für den Vortrag und geht auf Gedanken seines Großvaters, des Widerstandskämpfers Carl Friedrich Goerdeler, ein.

 

Diese Botschaft spiegelte sich inhaltlich auch in den Schlussworten der Gemeinschaft wider, die noch einmal klar herausstellte, dass das heutige Erscheinen von Henriette Kretz, die Präsenz der anwesenden Menschen/Multiplikatoren sowie auch der am 20.12.2020 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland unterzeichnete Militärseelsorge-Staatsvertrag, auf dessen tiefgreifende Bedeutung eingegangen und dessen Präambel vorgelesen wurde, nur einige Zeichen sind, die zeigen, dass die jüdische Gemeinschaft/das jüdische Leben in unserem Land ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft ist und bleibt!

 

14 OSF. Haelke Ein Blick in die Reihen der Zuhörerinnen und Zuhörer.

Seien wir dankbar dafür, dass sich jüdisches Leben nach 1945 in Deutschland wieder etabliert hat und betrachten wir dies bitte nicht alles einfach als selbstverständlich!

Lassen Sie uns wachsam sein, lassen Sie uns täglich dafür einstehen, sei es im Kampf/im Wirken gegen Antisemitismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Rassismus, sei es im Kampf für Minderheitenrechte, sei es durch das Eintreten für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne unseres Grundgesetzes, denn hierbei dürfen wir die Betroffenen nicht alleine lassen.

Halten wir dagegen! Zeigen wir Solidarität!

Es ist unsere oberste Pflicht!

Diese Pflicht geht uns uneingeschränkt alle an!

16 H Kreil DSCF3253Henriette Kretz beim Signieren ihres Buches „Willst du meine Mutter sein?“.

 

Text: Hptm Stefan Nüßle

Bilder: Hptm Thomas Kreil, OStFw Bruno Haelke

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