Kirchenexpertin: Ukraine und Vatikan entfremden sich

Katholische Geistliche wurden ebenso wie Gläubige in Russland unterdrückt. Dennoch habe der Vatikan weggeschaut, sagt Kirchenexpertin Elsner. Das verschärft den aktuellen Konflikt zwischen Vatikan und Ukraine.

KNA


Die Ukraine und der Vatikan entfremden sich nach Einschätzung von Regina Elsner, Professorin für Ostkirchenkunde und Ökumenik an der Universität Münster, zu nehmend. Auch werde Rom nicht mehr als glaubwürdige Autorität akzeptiert , sagte die Kirchenexpertin am Mittwoch dem Internetportal domradio.de. Hintergrund ist eine Debatte um ein Gesetz in der Ukraine, das Präsident Wolodymyr Selenskyj am Wochenende unterzeichnet hatte. Es ermöglicht Gerichten, neun Monate nach Inkrafttreten Gemeinden und andere Kirchenstrukturen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) einzeln zu verbieten, wenn sie mit Russland verbunden sind oder die Ideologie der Russischen Welt verbreiten. Es hatte eine internationale Debatte um Religionsfreiheit ausgelöst.

Auch Papst Franziskus hatte sich besorgt um die Religionsfreiheit in der Ukraine gezeigt. Er sagte: Beten ist kein Verbrechen. Menschen dürften selbst entscheiden, in welcher Kirche sie beten wollen. Kirchen sind unantastbar, so der Papst weiter.

Zwei Tage später kritisierte ukrainische Präsident in der Hauptstadt Kiew vor Journalisten, Moskau beeinflusse in Europa verschiedene religiöse Institutionen. Selenskyj sagte aber auch, dass die Verbindung zum Vatikan nicht verloren gehen dürfe.

Nach Einschätzung von Kirchenexpertin Elsner sei der Vorwurf der russischen Einflussnahme nachvollziehbar. Russland und die russisch-orthodoxe Kirche haben seit vielen Jahren das Thema Religionsfreiheit international besetzt und dafür auch die ökumenischen Beziehungen benutzt. Gemeinsam mit dem Vatikan habe man sich als die einzigen Verteidiger der Religionsfreiheit weltweit positioniert. Gleichzeitig gehöre Russland zu den größten Gefährdern der Religionsfreiheit sowohl im eigenen Land als auch in den besetzten Gebieten der Ukraine, im Donbass und auf der Krim, so die Professorin weiter. Dazu hat der Vatikan immer geschwiegen, sogar wenn katholische Priester oder Gläubige unterdrückt wurden. Aber auch zu den anderen Menschen rechtsverbrechen Russlands war der Vatikan still.

 

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